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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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halbmondförmigen Haarkamm verschiedene Male mit<br />

kräftiger Hand nach dem Nacken führte. Endlich hatte<br />

<strong>Ammer</strong> Lesen und Grübeln satt. Er schleuderte den<br />

Brief über den Tisch und sprach dabei verächtlich:<br />

Da, lest den Wisch! Ihr gehört ja der jungen Zeit an,<br />

die Alles besser versteht, werdet also auch klug daraus<br />

werden.<br />

Christlieb nahm das Schreiben auf, durchlas es und<br />

erröthete auffallend stark. <strong>Ammer</strong>, welcher die Bewegung<br />

seines Sohnes bemerkte, sagte mißtrauisch:<br />

Nun, was ist das? Bist du wirklich so gescheidt, daß<br />

du so leicht Räthsel lösen kannst, oder steckt etwa eine<br />

Teufelei dahinter?<br />

Christlieb war verlegen. Er wußte nicht, was er auf<br />

die forschende Frage des Vaters antworten sollte und<br />

vermied seinem Blicke zu begegnen.<br />

Von Spiel ist die Rede in diesem Dinge, <strong>von</strong> verbotenem<br />

Spiele, sagte der Vater mit Nachdruck. Und so<br />

ein Wiener Firlefanz, so ein Fratschelbub’, oder was<br />

er sonst für ein sauber Geschäft betreiben mag, ist im<br />

Stande, mir, einem ehrlichen Mann, der sich sein Lebtage<br />

durch seiner Hände Arbeit ernährt hat, anzubieten,<br />

ich solle mich dabei betheiligen, nein mehr noch,<br />

der Mensch sagt, ich solle zur Terne noch eine Quinterne<br />

setzen! Als ob ich je einen so vermaledeiten Gedanken<br />

in meinem Gehirn hätte aufkommen lassen!<br />

Der Brief war inzwischen in Fürchtegott’s Hände gewandert,<br />

der ihn mit nicht geringer Spannung durchlas.<br />

Je nun Vater, sagte dieser, das Anerbieten scheint mir<br />

gar nicht dumm zu sein.

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