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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 740 —<br />

Aber was, mein lieber Justus, was steht dort? fragte<br />

der Candidat. Wer schlug sich hier mit wem?<br />

Nu, wer denn sonst, als Männer mit Männern, fiel<br />

<strong>Ammer</strong> ein. Ob’s Fleischhauer oder Tuchmacher gewesen<br />

sind – und so ’was mit <strong>von</strong> der Sorte wird’s wohl<br />

dabei gegeben haben – das macht mir kein Bauchgrimmen.<br />

Ritterliche Räuber, die dazumal überall das große<br />

Wort führten, haben sicherlich auch nicht weit da<strong>von</strong><br />

gelegen; denn den Satanskerlen in ihren eisernen Kamisolen<br />

schwoll dazumal der Kamm. Aber, meine werthen<br />

Herren, das ist all’ eins! ’s hat hier vor vier- oder<br />

fünfhundert Jahren eine richtige Pelzwäsche gegeben;<br />

ob dabei die Schafpelze mehr Wamse gekriegt haben<br />

oder die Zobelschwänze, das ist mir justement egal.<br />

Ist’s ein Fund für die gelehrten Buchmacher, so soll<br />

mich ein halber Gulden nicht reuen, wenn mir Einer<br />

oder der Andere Schwarz auf Weiß nachweisen kann,<br />

wer eigentlich zuerst den Rummel angefangen hat.<br />

<strong>Die</strong> Rathsherren mußten über den lebhaft gewordenen<br />

Weber, der in seiner Hartnäckigkeit sich diese<br />

Schlacht niemals hätte nehmen lassen, lächeln. Der<br />

Candidat schwieg kopfschüttelnd, und die Gesellschaft<br />

trat wieder den Rückweg an. Vom Hochzeitshause her<br />

vernahm man die Töne einer rauschenden Musik. Der<br />

Abend senkte sich. Schon dampften die Thäler und erfüllten<br />

die Wiesengründe am Flusse mit bläulichem Nebeldunst,<br />

dessen oberer Rand <strong>von</strong> der Sonne vergoldet<br />

ward.<br />

<strong>Ammer</strong> gewahrte Erdmuthe am Arm ihres jungen<br />

Gatten. Das klare Auge der Glücklichen hing an Fürchtegott’s<br />

Blicken, der ihr viel Angenehmes gesagt haben<br />

mußte, denn ihr liebliches, blasses Gesicht strahlte wie

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