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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 160 —<br />

Er öffnete die Thür des Wohnzimmers. Eine herbe<br />

Männerstimme bot ihm guten Morgen, und gleich darauf<br />

stand der Mann in der Wildschur dem Weber gegenüber.<br />

<strong>Ammer</strong> winkte seinen Söhnen, die Arbeit einzustellen<br />

und sich zu entfernen.<br />

FÜNFTES KAPITEL. DER VERSUCHER.<br />

Sie kennen mich wohl nicht mehr, Herr <strong>Ammer</strong>? sagte<br />

der Fremde, seine große, das Gesicht fast ganz verhüllende<br />

Pelzkappe, die unter dem Kinn festgebunden<br />

war, lösend. Das macht, Sie haben zu lange keinen Proceß<br />

mehr geführt. Nochmals: guten Morgen!<br />

Mein Gott, Sie sind es, Herr Advocat! erwiderte <strong>Ammer</strong>,<br />

indem er dem Ankömmlinge behilflich war, die<br />

schwere Wildschur abzunehmen. Was schafft mir das<br />

Vergnügen –<br />

Vergnügen? unterbrach der Advocat den Weber, heiser<br />

auflachend. Vergnügen! Advocaten bringen, wenn<br />

sie ungerufen kommen, selten Vergnügen. Bring’ Ihnen<br />

auch keins, Herr <strong>Ammer</strong>. Aber man muß sich Euch ins<br />

Gedächtniß rufen, sonst glaubt Ihr am Ende, wir existirten<br />

gar nicht mehr; der Teufel habe uns leibhaftig<br />

geholt, wie Ihr das im Stillen tausendmal gewünscht.<br />

O, ich kenne Euch – Goldmacher!<br />

<strong>Ammer</strong> beherrschte sich mit aller ihm zu Gebote stehenden<br />

Kraft, dennoch sah man es seinen Mienen an,<br />

daß dieser unerwartete Besuch ihm wirklich kein Vergnügen<br />

bereitete. So freundlich er es vermochte, nöthigte<br />

er den Advocaten zum Niedersitzen, winkte seiner<br />

ihn schüchtern anblickenden Frau und gab ihr zu<br />

erkennen, daß sie sogleich für einen Imbiß sorgen solle.

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