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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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uns schlägt. Es könnte sich ereignen, Vater, daß die zu<br />

Männern herangereiften Söhne in solchem Ausnahmsfalle<br />

die Ruthe zerbrechen oder sich wie Männer wehrten.<br />

<strong>Die</strong> Beleidigung unter sechs Augen wollen wir verzeihen,<br />

für Beleidigungen, <strong>von</strong> denen die Welt unterrichtet<br />

wird, gibt es den Schutz der Gesetze. Und es<br />

wäre wohl nicht das erste Mal, daß ein Advocat den<br />

Söhnen gegen den Vater diente. Hast du noch mehr<br />

auf dem Herzen, so schleudre es <strong>von</strong> dir. Ich meinestheils<br />

habe Lust, dieser artigen Unterhaltung noch eine<br />

Viertelstunde meiner Zeit zu opfern, für eine längere<br />

Dauer würde ich jedoch danken müssen.<br />

<strong>Ammer</strong> hatte sich während dieser Worte mit Hülfe<br />

seines Krückenstockes langsam aus dem Stuhle erhoben,<br />

die Mütze war dabei seinem Haupte entfallen und<br />

das volle silberne Lockenhaar rollte in glänzenden Ringeln<br />

um das stolze Gesicht des ehrwürdigen Greises. Er<br />

sah den Sohn mit wunderbaren Augen an, sich fest auf<br />

den Krückenstock lehnend.<br />

Fürchtegott, Fürchtegott! sagte er jetzt mit einer<br />

Stimme, die wie der Ruf eines warnenden Gottes<br />

klang, du versündigst dich schwer, aber ich will dich<br />

nicht strafen. <strong>Die</strong> Schuld, die du leugnest, steht mit<br />

flammender Schrift geschrieben auf deiner Stirne! Du<br />

hast mich belogen und du belügst mich jetzt wieder.<br />

Lüge bleibt Lüge, mag man sie beschönigen, wie man<br />

will! – Du drohst mir, deinem alten, rechtlichen Vater,<br />

mit dem weltlichen Gerichte. Nun immerhin! Geh’, du<br />

Entarteter, <strong>von</strong> den Dämonen des Reichthums Besessener,<br />

geh’ und hetze deine Advocaten gegen mich, ich<br />

werf’ sie zu Boden mit sammt ihren Gesetzen durch<br />

einen Blick meines Auges. Fürchtegott, Fürchtegott, du

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