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Die Familie Ammer. Deutscher Sittenroman von Ernst Willkomm.

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— 873 —<br />

gewissem Sinne als Collegen. Er fühlte deßhalb weder<br />

Befangenheit noch Angst, als er, ungeachtet seiner<br />

warmen Kleidung, ziemlich durchfroren, vor dem Thor<br />

des gräflichen Gartenhauses ausstieg.<br />

Graf Alban empfing den Candidaten, dessen er sich<br />

flüchtig erinnerte, mit zuvorkommender Freundlichkeit,<br />

seine Züge verdüsterten sich aber, als Still das Begehren<br />

<strong>Ammer</strong>’s vortrug.<br />

Erlaubten es meine Geschäfte, sagte der Graf, nachdem<br />

er den Candidaten ruhig angehört hatte, so würde<br />

ich unverweilt den vielfach bedrängten, alten Herrn<br />

besuchen. Leider aber bin ich dergestalt mit Correspondenzen<br />

überhäuft, daß ich in den nächsten Wochen<br />

keine Zusage geben kann. Indeß sollte ich meinen,<br />

ein Brief würde mein persönliches Erscheinen ersetzen<br />

können. Es kommt ja tausendfach im Leben vor,<br />

daß die Person durch einen Brief vertreten wird.<br />

Candidat Still erlaubte sich, auf die große Wichtigkeit<br />

hinzudeuten, die der Weber gerade auf ein Gespräch<br />

mit dem Grafen legte.<br />

Ich glaube Ihnen gern, Herr Candidat, erwiderte<br />

Graf Alban, dennoch kann ich dem Wunsche <strong>Ammer</strong>’s<br />

nicht entsprechen. Ich weiß wohl, fuhr er fort, wir<br />

Herrnhuter sind dem alten Herrn zu Dank verpflichtet,<br />

und gern, ich gestehe es, gern möchte ich ihm beistehen,<br />

ihm irgend etwas Liebes erweisen. Allein, wie<br />

soll man in dieser traurigen Angelegenheit seine Hand<br />

dazwischen stecken, ohne sich selbst zu beschmutzen!<br />

<strong>Die</strong> Söhne des alten Herrn haben schmachvoll und undankbar<br />

an uns gehandelt, und uns zehnmal mehr dadurch<br />

geschadet, als des Vaters erprobte Redlichkeit<br />

uns nützte. Nie im Leben hätte ich geglaubt, daß so

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