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Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

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186 KAPITEL 3. KERNPHYSIK: ALTERSBESTIMMUNG<br />

Die Umkehrung des Kernzerfalls ist <strong>die</strong> Kernfusion. Dies führt auf <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> Alter der<br />

Sterne anhand berechneter Sternentwicklungszeiten, <strong>die</strong> durch ihre Position im Hertzsprung-Russel-<br />

Diagramm abgelesen werden können, zu bestimmen. Ein Stern wie <strong>die</strong> Sonne benötigt etwa 10 Gyr<br />

zum Kernbrennen (auf der Hauptreihe), <strong>die</strong> massivsten Sterne dagegen nur wenige Myr.<br />

Neben der Bildung (der Protosterne, heute vornehmlich in Molekülwolken) und der Entwicklung der<br />

Sterne (nachdem sie ihre Mutterwolke verlassen haben) kann man ihre Kinematik bzw. Dynamik heranziehen,<br />

dynamische Alter zu bestimmen. Für junge Objekte ist ihre Entfernung von der galaktischen<br />

Ebene ein Maß für das Alter (bei bekannter Eigengeschwindigkeit).<br />

Weiße Zwerge, <strong>die</strong> ihr Kernbrennen beendet haben, können nur noch abkühlen. Hier kann <strong>die</strong> Temperatur<br />

des Sterns als Altersindikator benutzt werden (da spezifische Wärme und Temperaturleitfähigkeit<br />

berechnet werden können). Eine vollkommen neue Methode beruht auf der Möglichkeit, das Alter bestimmter<br />

Millisekunden Pulsare aus ihrem Abbrems- bzw. Akkretionsverhalten direkt zu bestimmen,<br />

insbesondere wenn sie Begleiter bekannten Alters besitzen.<br />

3.2 Problembestimmung<br />

Neben den Fragen, wie groß (Länge) und wie schwer (Masse) das Universum ist und woraus es besteht,<br />

ist <strong>die</strong> zentrale Frage: wie alt ist der Kosmos. Die tiefer liegende Frage, was Zeit ist, kann damit<br />

natürlich nicht beantwortet werden. Raum und Zeit sind empirische Gegebenheiten.<br />

• ANMERKUNG (DIE DEFINITION VON ZEIT IM KOSMOS)<br />

Für Newton waren Raum (drei dimensional, Euklidisch) und Zeit (eindimensional) absolut. Der Eimerversuch zeigt <strong>die</strong>s:<br />

beschleunigte Bewegung (in <strong>die</strong>sem Fall <strong>die</strong> Rotation des Eimers und <strong>die</strong> aus der Rotation folgende Krümmung seiner<br />

Oberfläche) ist relativ zu den Fixsternen (Mach) zu definieren. Eine Uhr wird durch <strong>die</strong> Rotation der Erde (oder durch ein<br />

Pendel) realisiert.<br />

Für den pragmatischen Physiker mag <strong>die</strong> Entdeckung des Atoms (mit seinem Kern) oder <strong>die</strong> Expansion des Universums<br />

(mit seinem Urknall) <strong>die</strong> bedeutendste Leistung des 20ten Jahrhunderts sein. Für den Philosophen ist <strong>die</strong>s jedoch <strong>die</strong><br />

Vereinigung von Raum und Zeit zur vier dimensionalen Raumzeit. Diese selbst folgt notwendig, wie Einstein gezeigt hat,<br />

aus dem Kausalitätsprinzip.<br />

Allerdings gilt auch hier: Erst ein mit Energie und Materie angefüllter Raum (Kosmos) liefert ein natürliches Bezugsystem.<br />

Und zwar dasjenige System, in dem <strong>die</strong> Materie im Mittel ruht. Zeit ist dann das, was von mitbewegten Beobachtern mit<br />

Atomuhren gemessen wird; d. h. gleich-zeitig und gleich-ortig bezieht sich auf <strong>die</strong>ses Bezugsystem. Wie eine Atomuhr sich<br />

in einer solchen Raumzeit verhält, kann mithilfe der Dirac Gleichung (über das Kovarianzprinzip) beschrieben werden.<br />

Das Universum selbst kann dabei zyklisch oder zeitgerichtet sein. Es kann mit und ohne Anfang, singulär oder regulär<br />

sein. Diese Anschauungen haben ihre Entsprechung in Religion und Mythos. Etwa in der christlichen Religion, wo es eine<br />

Entwicklung vom Guten (Para<strong>die</strong>s) zum Bösen (Apokalypse) gibt. Im Buddhismus ist das Universum (und das Leben)<br />

zyklisch.<br />

Bei der wissenschaftlich fun<strong>die</strong>rten Beantwortung <strong>die</strong>ser Frage spielt <strong>die</strong> Kernphysik <strong>die</strong> entscheidende<br />

Rolle. Sie (<strong>die</strong> Kernphysik) wird benötigt zur Beschreibung der Fusionsprozesse im Innern von Sternen<br />

und zur Bestimmung der radioaktiven Zerfallszeiten der dort erzeugten Elemente. Da bereits im frühen<br />

Kosmos <strong>die</strong> leichtesten Elemente erzeugt wurden, geht <strong>die</strong> Kernphysik auch hier direkt ein (Helium<br />

Häufigkeit).<br />

Von den mehr als 1000 bekannten Atomkernen (<strong>die</strong> genaue Zahl wächst langsam aber stetig aufgrund<br />

künstlich erzeugter Kerne) sind 268 Kerne stabil. Die restlichen Kerne zerfallen, manchmal in einer<br />

ganzen Kette von weiteren radioaktiven Elementen. Unter den natürlichen ∗ Atomkernen spielt Technetium,<br />

(Z = 43), eine besondere Rolle (in Bezug auf <strong>die</strong> Kernkräfte): es besitzt überhaupt kein stabiles<br />

Isotop, kann also nur künstlich erzeugt werden (daher der Name).<br />

∗ Zur Bezeichnung:<br />

natürlich = auf der Erde vorkommend; künstlich = nur im Labor durch Kernreaktionen herstellbar.

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