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Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

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220 KAPITEL 4. THERMODYNAMIK: TEMPERATUR<br />

Unbekannte Zustandsform<br />

Wir lassen bei den folgenden Überlegungen Dunkelmaterie außer Betracht. Dann sieht <strong>die</strong> Situation<br />

in unserer Milchstraße etwa folgendermassen aus: verteilt man <strong>die</strong> Materie, <strong>die</strong> heute in Sternen ist,<br />

gleichmäßig über das Volumen der Milchstraße, so erhält man etwa 10 H Atome im cm 3 (in der galaktischen<br />

Ebene). Im Innern der Sterne ist <strong>die</strong> mittlere Dichte 23 dex höher (ρ ≈ 1 g cm −3 ). Das<br />

ist eine enorme Verdichtung. Ist zwischen den Sternen noch Materie übriggeblieben? Ursprünglich<br />

glaubte man, der interstellare Raum sei leer. Zu den berühmten Beispielen von ’evidence of absence’<br />

gehören (im niederenergetischen Bereich) <strong>die</strong> Entdeckung von interstellarer Materie (ISM) bzw. Staub<br />

und von Molekülen (OH, CO, H2 . . . ) in Wolken, ferner (im hochenergetischen Bereich) <strong>die</strong> kosmische<br />

Strahlung (Hess).<br />

• BEISPIEL (ISM UND STAUB)<br />

Seit Galilei erstmals ein Teleskop auf <strong>die</strong> Milchstraße richtete weiß man, daß <strong>die</strong>se aus sehr vielen schwach leuchtenden<br />

Sternen (und nicht aus der Milch der Hera) besteht. Was sonst noch am Himmel leuchtet ahnte erstmals W. Herschel. Mit<br />

seinem grossen Spiegelteleskop entdeckte er 1811 helle Nebelflecken und Löcher im Sternenhimmel (<strong>die</strong> vorher niemand<br />

gesehen hatte).<br />

Die Existenz von Staub vor Sternen war bereits 1847 von Struve aus Sternzählungen deduziert worden (mit der korrekten<br />

Größenordnung für <strong>die</strong> mittlere Extinktion von Av ≈ 1 m pro kpc). Aber erst durch <strong>die</strong> Arbeiten von Trümpler (1930)<br />

wurde <strong>die</strong>s allgemein be- und anerkannt.<br />

Die Entdeckung einer scharfen Absorptionslinie, der berühmten ruhenden Kalziumlinie im Spektrum des spektroskopischen<br />

Doppelsternes δ Orionis durch J. Hartmann im Jahre 1911 (verursacht durch <strong>die</strong> ISM) wurde zunächst nicht in<br />

ihrer Tragweite richtig eingeschätzt. Als eine alternative Möglichkeit wurde zirkumstellare Materie diskutiert. Es handelt<br />

sich hier um ein weiteres, historisch wichtiges, Beispiel vom Beginn des 20ten Jahrhunderts für den indirekten Nachweis<br />

von Materie. Der wirkliche Durchbruch kam hier mit der Einführung der Photographie und es wurden viele schwächere<br />

Dunkelwolken und Nebel (von u. a. E.E Barnard, F. Ross und M. Wolf) entdeckt.<br />

Staub wurde zeitlich sogar noch vor Molekülen in unserer Milchstraße entdeckt. Der Nachweis war indirekt: an den galaktischen<br />

Sternhaufen hatte Trümpler <strong>die</strong> Standardkerzen der Galaxis geeicht und dabei nebenbei <strong>die</strong> interstellare Absorption<br />

AV durch Staub bestätigt!<br />

Die Grundidee von Trümplers Entdeckung ist folgende. Wenn <strong>die</strong> galaktischen Sternhaufen gleiche Leuchtkraft und gleichen<br />

Durchmesser haben, dann sollten sterischer Öffnungswinkel der Sternhaufen, Θ 2 = (D/r) 2 , und ihre scheinbare<br />

Helligkeit f = L/4πr 2 proportional sein. Was man findet ist aber eine Abschwächung (und Rötung) des Sternenlichts.<br />

• BEISPIEL (MOLEKÜLE)<br />

Die ersten Moleküle waren CH und CN. Sie wurden bezeichnenderweise optisch in Absorption gegen helle Hintergrund<br />

Sterne bereits 1937 (von T. Dunham Jr) postuliert und 1941 nachgewiesen (A. McKellar). Radioastronomisch wurde <strong>die</strong><br />

Möglichkeit, Moleküle über ihre Hyperfeinstruktur zu identifizieren, erstmals von Shkolvski diskutiert und an OH (mit<br />

vier Hyperfeinlinien) als erstes 1963 in Absorption von Weinreb et al. entdeckt. Kurz darauf wurde OH auch in Emission<br />

(in der Nähe von starken Radioquellen, <strong>die</strong> Westerhout vorher entdeckt hatte) gefunden. Die Linien sind sehr schmal, <strong>die</strong><br />

Strahlung ist hochgradig polarisiert und sie wurde (von Perkins, Gold und Salpeter) als Maser interpretiert. Maser ist ein<br />

Akronym für Microwave Amplification by Stimulated Emission of Radiation. Der Linienemission entspricht formal eine<br />

Strahlungstemperatur von 10 12 K. Der genaue Pumpmechanismus ist allerdings nicht bekannt. (Pulsare erreichen sogar<br />

10 30 K).<br />

Die Strahlungstemperatur Tν (auch mit Antennentemperatur Ta bezeichnet) wird aus gemessenem Fluß Φν und bekanntem<br />

Öffnungswinkel der Quelle Ωs bestimmt. Die Strahlungstemperatur Tν in Rayleigh - Jeans Näherung ist dabei gegeben<br />

durch<br />

Tν = c2<br />

2kν 2 Jν mit Jν = Φν<br />

oder allgemein<br />

c2 2kν2 Jν = hν<br />

k<br />

1<br />

e hν/kTν − 1<br />

Ωs<br />

Der direkte optische Nachweis von molekularem Wasserstoff, H2, dem häufigsten Molekül, gelang dagegen erst 1970 (im<br />

UV bei λ = 1108 ˚Angstrøm, mithilfe einer Raketenbeobachtung).<br />

Der Nachweis von molekularem Wasserstoff, H2, geht auch heute noch indirekt, über das Fehlen der 21 cm Linien-<br />

Emission. Begründung: da H überall vorhanden ist, deutet <strong>die</strong> Abwesenheit der 21 cm Linie astrophysikalisch auf <strong>die</strong><br />

Existenz von H im molekularen Zustand hin.<br />

(4.22)

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