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Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

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(0.2 Quasare pro Quadratgrad), aber der Rosetta Stein, der alles erklären könnte, ist nicht dabei. Die Verteilung scheint sehr<br />

isotrop zu sein, Doppelquasare sind selten (falls es sie überhaupt gibt).<br />

Die räumliche Dichte beträgt (bei besonders sorgfältiger, d. h. bei sehr zeitaufwendiger Analyse) etwa ein Quasar pro (100<br />

Mpc) 3 im Intervall z = 1.8 . . . 3.4. Insgesamt sind das etwa 1 · 10 5 Quasare im beobachtbaren Universum, vergleichbar<br />

mit der Anzahl der Galaxienhaufen. Daraus kann ein wichtiger Schluß gezogen werden. Da wir (d. h. <strong>die</strong> Milchstraße)<br />

selbst zu einem Galaxienhaufen gehören (dem Virgohaufen) und da sich dort keine Quasare befinden, müßen <strong>die</strong>se eine<br />

Lebensdauer haben, <strong>die</strong> deutlich unterhalb dem Alter des Universums liegt. Der nächste Quasar (mit z = 0.05) liegt<br />

außerhalb des Virgosuperhaufens und ist etwa 8 · 10 8 Lichtjahre entfernt.<br />

Damit kommt ein neuer Aspekt ins Spiel, <strong>die</strong> zeitliche Entwicklung von astronomischen Objekten. Quasare scheinen sich<br />

bei z = 2 zu häufen, d. h. sie wurden zu <strong>die</strong>ser Zeit geboren. Einer Rotverschiebung von z = 2 entspricht ein Alter des<br />

Universums von etwa 1/3 des heutigen Alters für ein nahezu leeres und von etwa 1/5 für einen Kosmos mit kritischer<br />

Dichte. Wir blicken also in den Frühzustand der Strukturbildung des Universums (Kosmogonie) zurück. Die Quasare in<br />

unserer kosmologisch nahen Umgebung sind demnach längst ausgegangen. Was ist aus ihnen geworden?<br />

Zeitlich parallel zu den Beobachtungen geschieht folgendes. Ein Modell wird entwickelt, welches <strong>die</strong> wichtigsten Beobachtungsdaten<br />

erklärt. Das heute am meisten diskutierte Modell für Quasare hat ein Schwarzes Loch als Zentralmaschine,<br />

welches aus der Akkretion von Sternen oder Gas gespeist wird.<br />

Im günstigsten Fall führt ein solches Modell zu einer neuen Theorie. Neu heißt hier, daß in ihr (beobachtbare) Elemente<br />

enthalten sind, <strong>die</strong> noch nicht bekannt waren. Das ist das Beeindruckendste und Schönste, was eine Theorie überhaupt<br />

zu leisten vermag: <strong>die</strong> korrekte Vorhersage eines bisher völlig unbekannten physikalischen Phänomens, welches durch<br />

Beobachtung anschließend bestätigt wird.<br />

Einige berühmte Beispiele der jüngeren Vergangenheit sind (aus der Laborphysik) <strong>die</strong> neutralen Ströme<br />

(der Weinberg-Salam Theorie) oder das top Quark und (aus der ART) <strong>die</strong> Lichtablenkung im Schwerefeld<br />

(1918), <strong>die</strong> (trotz der Gamowschen Theorie noch zufällige) Entdeckung der kosmischen Hintergrundstrahlung<br />

(1965, endgültig 1992) und der Neutronensterne (Vorhersage von Landau bzw. Baade<br />

und Zwicky) in Form von Pulsaren (1967). Ein interessanter Sonderfall ist <strong>die</strong> Perihelverschiebung der<br />

Merkurbahn: hier wurde lange vergeblich nach einem 10ten Planeten (Vulkan) gesucht, <strong>die</strong> Erklärung<br />

der Bahnstörung von Merkur folgt aus der ART. Diese wurde aber nicht deshalb entwickelt.<br />

Umgekehrt kann ein Labor Experiment eine völlig neue Theorie erzwingen. Ein berühmtes Beispiel ist<br />

hier <strong>die</strong> Aufspaltung der Natrium D Linie. Erst <strong>die</strong> Entdeckung des halbzahligen Spins des Elektrons<br />

lieferte <strong>die</strong> Erklärung dafür. Einige bekannte Beispiele seien hier (ohne Bewertung der Rangfolge)<br />

aufgeführt: <strong>die</strong> Paritätsverletzung und <strong>die</strong> CP-Verletzung. Ferner Supraleitung und Superfluidität. Alle<br />

<strong>die</strong>se Erkenntnisse finden ihren Niederschlag in der <strong>Astrophysik</strong>.<br />

Je nach Stand der Forschung kann dabei <strong>die</strong> Theorie führend sein (wie z. B. <strong>die</strong> Quantenmechanik bis<br />

zur Entdeckung der Superfluidität und Supraleitung oder wie <strong>die</strong> ART bis heute) oder das Experiment<br />

bzw. <strong>die</strong> Beobachtung, was in der <strong>Astrophysik</strong> praktisch <strong>die</strong> Norm ist. Zu allen Zeiten haben Astronomen<br />

Objekte beobachtet, <strong>die</strong> sie nicht verstehen konnten, weil <strong>die</strong> Theorie dazu noch fehlte. Neueste<br />

Beispiele in der <strong>Astrophysik</strong> sind <strong>die</strong> Gammaburst Quellen und einige extreme Supernovae, manchmal<br />

als Hypernovae bezeichnet und in der Kosmologie Dunkelmaterie und Vakuumenergie.<br />

• ANMERKUNG<br />

Allgemeine Regeln zum Auffinden neuer Theorien oder neuer Objekte gibt es nicht. Die Geschichte lehrt, was nützlich sein<br />

kann:<br />

Baden:<br />

Archimedes entdeckte den Auftrieb beim Baden. Sein Modell vom Kosmos war eine Scheibe, <strong>die</strong> auf dem Wasser<br />

schwimmt. Damit das Wasser nicht wegfließt, postulierte er einen Rand.<br />

Kirchbesuch:<br />

Galilei fand <strong>die</strong> Pendelgesetze beim Betrachten des schwingenden Kirchleuchters.<br />

Gartenbesuch:<br />

Newton fand <strong>die</strong> Gravitationsgesetze durch einen fallenden Apfel im Garten seiner Tante.<br />

Spaziergang (insbesondere über Brücken)<br />

Euler entdeckte dabei das Königsberger Brückenproblem.<br />

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