24.02.2013 Aufrufe

Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

190 KAPITEL 3. KERNPHYSIK: ALTERSBESTIMMUNG<br />

3.3.2 Halbwertszeit radioaktiver Elemente<br />

Langlebige Atomkerne<br />

Radioaktive Kerne zerfallen (statistisch) nach dem Gesetz<br />

N(t) = N0 e −(t/τ)<br />

wobei N <strong>die</strong> Anzahl der Kerne ist. Die Halbwertszeit (auch mittlere Lebensdauer genannt) bzw. Zerfallszeit<br />

τ<br />

t1/2 = τ ln2 = 0.693τ (3.8)<br />

der folgenden Isotope ist für <strong>die</strong> Kosmologie von besonderem Interesse.<br />

Die Halbwertszeit radioaktiver Elemente wird in einfachster Näherung bestimmt von der Höhe der<br />

Coulomb Potentialbarriere beim Tunneleffekt und von der<br />

Stärke der Wechselwirkung.<br />

In der nebenstehenden Tabelle ist <strong>die</strong> Halbwertszeit, t1/2 in<br />

Gyr, für <strong>die</strong> in der <strong>Astrophysik</strong> wichtigsten Zerfallsprozesse<br />

in der Form<br />

Mutter-Element → Tochter-Element<br />

angegeben. Beim β − − Zerfall wird im Atomkern ein Neutron<br />

in ein Proton vermittels der schwachen Wechselwirkung<br />

umgewandelt, der α− Zerfall hat den Faktor Z 2 = 4<br />

in der Tunnelwahrscheinlichkeit.<br />

(3.7)<br />

Halbwertszeit (in Gyr) radioaktiver Elemente<br />

A Mutter → A Tochter t 1/2<br />

87 Rb β − 87 Sr 49.8<br />

187 Re β − 187 Os 42.9<br />

232 Th α 208 Pb 13.9<br />

238 U α 206 Pb 4.5<br />

40 K β − 40 Ar 1.3<br />

235 U α 207 Pb 0.7<br />

Drei interessante Beispiele für den α− Zerfall sind:<br />

Tab. 3.1: Halbwertszeiten<br />

212Po mit t1/2 = 3 · 10−6 s, Energie 8.78 MeV; 224Ra mit t1/2 = 3 d, Energie 5.69 MeV und 144Nd mit<br />

t1/2 = 6 · 1012 yr, Energie 1.83 MeV.<br />

Der Vollständigkeit halber geben wir auch ein Beispiel für den β + − Zerfall: 13N mit τ = 9.96 Minuten.<br />

Für das Zeitintervall zwischen Produktion (Index i) und Beobachtung (Index f) gilt für das relative<br />

Verhältnis [R] zweier radioaktiver Elemente mit Indizes 1 und 2<br />

∆t = ln[R]i − ln[R]f<br />

τ −1<br />

1 − τ −1<br />

2<br />

Als Beispiel nehmen wir das Verhältnis der beiden Uranisotope 235 U und 238 U. Kernphysikalische<br />

Rechnungenergeben, daß in einer Supernova <strong>die</strong> beiden Isotope von Uran im Verhältnis [ 235 U/ 238 U] �<br />

1.7 erzeugt werden, während dafür auf der Erde der Wert 0.00723 gefunden wird. Das liefert eine<br />

Zerfallszeit von ∆t � 6.6 Gyr. Die schweren Elemente im Sonnensystem stammen also aus einer Zeit,<br />

<strong>die</strong> mindestens 7 Milliarden Jahre zurückliegt.<br />

Nimmt man an, daß in einer Supernova stets das gleiche Verhältnis von Radioisotopen erzeugt wird,<br />

dann kann man aus der Streuung der Häufigkeiten der beobachteten Endprodukte auf ein Erzeugungsalter<br />

(der Galaxie) schließen. Ad<strong>die</strong>rt man noch das Zerfallsalter hinzu, so erhält man als Ergebnis für<br />

das Alter der Galaxie mithilfe von Radioisotopen<br />

12.6 Gyr < tg < 19.6 Gyr<br />

Es ist eine bemerkenswerte Eigenschaft der Kernkräfte, daß es gerade <strong>die</strong> Isotope mit den richtigen<br />

Zerfallszeiten gibt, um das Alter des Universums zu bestimmen und eine Besonderheit der Sternentwicklung<br />

(Supernova), daß sie auch in ausreichendem Masse erzeugt werden. Da es auch Kerne mit<br />

noch viel größeren Halbwertszeiten gibt (Indium mit Z = 49 und A = 115 hat τ � 10 14 yr), hat man<br />

damit auch noch eine obere Schranke für das Alter des Universums.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!