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Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

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32 KAPITEL 1. GEOMETRIE<br />

Die hier benutzte Formel für <strong>die</strong> Evaporationszeit, d. h. <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> der Sternhaufen mit Radius R und<br />

mittlerer Geschwindigkeit v zum verdampfen benötigt, lautet<br />

tEvap =<br />

� �<br />

8R N<br />

v ln(N/2)<br />

(1.38)<br />

Die Größe 2R/v ist <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> ein Stern benötigt, den Haufen zu durchqueren (crossing time). Diese<br />

Formel werden wir später ableiten.<br />

Die Bezeichnung Sternstrom geht auf Kapteyn (1904) zurück und <strong>die</strong> erste Parallaxenbestimmung an<br />

einem Sternstrom wurde von Boss (dessen ’Preliminary General Catalogue’ von 1910 lange Zeit das<br />

Standardwerk für Örter und Bewegungen der helleren Sterne war) an den Hyaden (1915) vorgenommen.<br />

Boss hatte nämlich (1908) entdeckt, daß (nach Korrektur der Erd- und Sonnenbewegung) <strong>die</strong><br />

Mitglieder der Hyaden (Taurus Strom) sich alle parallel zueinander bewegen. Die eigentliche Parallaxe<br />

liegt dabei mit π = 0.024 ′′ an der Grenze des Messbaren. Die neue Idee ist, daß man <strong>die</strong> Änderung<br />

∆Θ des scheinbaren Winkel-Durchmessers Θ über mehrere Jahre t hinweg (relativ zu den Fixsternen)<br />

misst. Es gilt dann für <strong>die</strong> Entfernung (und kleine Winkeländerung)<br />

tan Θ<br />

d = vt<br />

∆Θ<br />

Nach 10 Jahren hat man so einen Faktor 10 in der Auflösung gewonnen. In Zahlen:<br />

d = 1<br />

4.74<br />

v<br />

kms −1<br />

(t/yr)<br />

(1.39)<br />

tan Θ<br />

∆Θ/ ′′ pc (1.40)<br />

Die nebenstehende Abbildung zeigt <strong>die</strong> Geometrie zur Sternstromparallaxe an einem offenen Sternhaufen. Der<br />

Einfachheit halber sei <strong>die</strong> Geschwindigkeit rein tangential vom Beobachter<br />

weg gerichtet und das bei senkrechter Aufsicht. Der Beobachter<br />

sieht einen Kreis, dessen Radius im Winkelmaß relativ zur den dahinter<br />

liegenden Fixsternen im Laufe der Zeit kleiner wird. Der wahre Radius<br />

des offenen Sternhaufens ändert sich während der Beobachtungszeit<br />

nicht.<br />

Die Seitenansicht erläutert <strong>die</strong> räumliche Situation. In der Zeit t entfernt<br />

sich der Sternhaufen um σ = vt. Die Winkeländerung beträgt<br />

Abb. 1.3: Sternstromparallaxe<br />

∆θ = θ − θ ′ , dabei ist θ der Öffnungswinkel des offenen Sternhaufens<br />

zu Beginn der Beobachtung. Daraus folgt für <strong>die</strong> Winkelgeschwindigkeit µ für kleine Zeiten ∆θ = µt.<br />

Verbindet man <strong>die</strong> zu einem Stern gehörenden Örter mit einer Geraden, so schneiden sich alle Geraden der verschiedenen<br />

Sterne in einem Punkt, dem Fluchtpunkt. Im hier betrachteten Fall ist das das Zentrum des offenen<br />

Sternhaufens.<br />

Möglich wurde <strong>die</strong>se Bestimmung erst durch zwei technische Entwicklungen, welche <strong>die</strong> Astronomie<br />

ähnlich revolutionierten wie <strong>die</strong> Erfindung des Teleskops:<br />

1. <strong>die</strong> Benutzung der Photoplatte (H. Draper, 1840; Whipple, 1850) und<br />

2. <strong>die</strong> Anwendung des Dopplerprinzips zur Messung von Radialgeschwindigkeiten (W. Huggins,<br />

der dabei <strong>die</strong> Linien-Spektroskopie der Sterne entscheidend weiterentwickelte).<br />

Die Photographie erlaubt es, Photonen aufzuad<strong>die</strong>ren, was das menschliche Auge nicht kann. Der<br />

Dopplereffekt liefert für <strong>die</strong> beobachtete Wellenlänge λ und <strong>die</strong> als bekannt vorausgesetzte Ruhlänge<br />

λo <strong>die</strong> Geschwindigkeit der Quelle (bei bekanntem Winkel Θ zwischen Geschwindigkeit v und Visionsrichtung)<br />

in Einheiten der Lichtgeschwindigkeit β := v/c:<br />

1 + β cos Θ<br />

λ = λo √<br />

1 − β2 (1.41)

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