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Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

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8.2. STERNAUFBAU 395<br />

Kosmogonie und Nukleogenese<br />

Wir werden im folgenden <strong>die</strong> wesentlichen Kernreaktionen im Innern eines Sterns wie der Sonne und<br />

(zum Vergleich) im frühen Universum betrachten.<br />

Die Fusion von Urbausteinen (Proton und Elektron) der Materie zu Helium ist der astrophysikalisch<br />

wichtigste Prozeß überhaupt. Er findet im Universum unter extrem verschiedenen Bedingungen statt:<br />

1. im Innern von Sternen, mit der Bilanzgleichung<br />

4p → 4 He + 2e + + 2νe ; Qtot = 4Q1 − Q4 = 26.73 MeV (8.102)<br />

2. im frühen Universum,<br />

2p + 2n → 4 He (8.103)<br />

Den Fusionsprozeß im frühen Universum werden wir später genauer beschreiben. Er ist <strong>die</strong> Grundlage<br />

zum Verständnis der Sterne, da deren Ausgangsmaterial hier erzeugt wurde. Die Fusion im frühen<br />

Universum ist ein dynamischer Prozeß, sie läuft in Konkurrenz zur Expansion; in Sternen ist sie quasistatisch<br />

(mit Ausnahme einer Supernova).<br />

• ANMERKUNG (KLASSISCHE KOSMOGONIE UND NUKLEOGENESE)<br />

Im Innern von Sternen reicht <strong>die</strong> thermische Energie der Protonen (von 1 KeV) in der Sonne klassisch nicht aus, um<br />

<strong>die</strong> Coulombbarriere (von 1 MeV) des anderen Reaktionspartners (Proton oder He) zu überwinden. Die Fusion ist ein<br />

statischer Prozeß, Zeit ist genügend vorhanden. Quantenmechanisch geht das mit Hilfe des Tunneleffekts. Die Erklärung<br />

geht auf Gamow (1928) zurück.<br />

Atkinson und Houtermans wenden (1929) den Gamowschen Tunneleffekt erstmals auf das Innere der Sterne an und beschreiben<br />

<strong>die</strong> Kernfusion von Wasserstoff zu Helium. Ihre Arbeit vom März 1929 beginnt mit den Worten:<br />

Vor kurzem hat Gamow gezeigt, daß positiv geladene <strong>Teil</strong>chen auch dann in den Atomkern einzudringen<br />

vermögen, wenn ihre Energie nach klassischen Begriffen dazu nicht ausreicht . . .<br />

Die detaillierte Ausarbeitung der wichtigsten Kernreaktionen stammt von Bethe (1938) und unabhängig von v. Weizsäcker<br />

(1938). Kernfusion ist möglich als Katalysatorprozess (C-N-O Zyklus) bzw. als Kettenreaktion. Critchfield gemeinsam mit<br />

Bethe (1938) beschreiben erstmals <strong>die</strong> p-p Kettenreaktion.<br />

Im frühen Universum gilt für <strong>die</strong> Kernfusion das umgekehrte: <strong>die</strong> Temperatur ist so hoch, daß das Zwischenprodukt Deuterium<br />

wieder zerfällt. Es herrscht (fast) thermodynamisches Gleichgewicht. Die entscheidende Arbeit hierzu stammt von<br />

Alpher, Bethe und Gamow, 1948. Die ursprüngliche Idee, daß hierbei alle Elemente entstehen, wurde von Fowler und Hoyle<br />

revi<strong>die</strong>rt: nur H und He können im Standardmodell des Urknalls primordial, d. h. kosmologischen Ursprungs sein.<br />

Den Abschluß zur Kosmogonie und Nukleogenese bilden <strong>die</strong> Arbeiten von Fowler und Hoyle, welche <strong>die</strong>se gemeinsam<br />

mit dem Ehepaar Burbidge veröffentlichten, B 2 FH 1957, und von Wagoner, Fowler und Hoyle, in der erstmals (1967)<br />

das kosmogonische Verhältnis von H zu He (Massenverhältnis 4:1) bestimmt wurde. Die damaligen Beobachtungen an<br />

alten Sternen stimmten mit <strong>die</strong>ser Vorhersage überein und wurden damit als ein direkter Beweis für den heißen Urknall,<br />

s = nγ/nb ≈ 10 9 und T ≈ 3K.<br />

Mittlerweile sind <strong>die</strong> Beobachtungen sehr viel genauer. Sterne, <strong>die</strong> keine Metalle enthalten, hat man<br />

nicht entdecken können, selbst <strong>die</strong> ältesten Sterne in Kugelsternhaufen enthalten noch Eisen, Fe. Neben<br />

kosmologischem Lithium, Li, wurde (mit vergleichbarer Häufigkeit) auch Bor, B, gefunden. Das<br />

kann man erklären, (Fowler), falls man inhomogene Urknall Modelle betrachtet. Hier sind zunächst<br />

<strong>die</strong> Quarks inhomogen verteilt (Skala etwa 1 bis 10 Meter), wenn sich Protonen und Neutronen bilden,<br />

verhalten sich beide unterschiedlich: Protonen diffun<strong>die</strong>ren schwerer, da sie geladen sind. Ab 7 Li<br />

verläuft <strong>die</strong> Fusion dann anders, nämlich bis 12 C:<br />

7 Li (n, γ) 8 Li (α, n) 11 B (n, γ) 12 B (e + , ν) 12 C<br />

Hierbei ensteht auch das häufigste Boron Isotop, 11 B. Auch Atome mit höherer Ladung enstehen,<br />

insgesamt etwa 10 −3 .<br />

Die Nukleogenese in Sternen wie der Sonne werden wir im folgenden betrachten. Die chemische Zusammensetzung<br />

der Sonne heute zeigt, daß Deuterium und Lithium fehlen. Diese wurden bereits in der<br />

Kontraktionsphase (vor dem Zünden) zerstört.

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