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Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

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354 KAPITEL 7. DIE ERDE.<br />

Die wahre Nutation, d. h. <strong>die</strong> freie Präzession eines festen Ellipsoids, hat nach Euler <strong>die</strong> Frequenz<br />

ωw =<br />

(C − A)S<br />

AC<br />

cosΘo<br />

Sie ist kaum nachweisbar (Amplitude 0.1 ′′ , Periode 1.16 Jahre = 438 Sterntage) und wird nach ihrem<br />

Entdecker Chandler Wobble genannt. Euler dagegen hatte (1765) ihre Periode Pw zu 304.8 Stern-Tagen<br />

berechnet. Die Diskrepanz erklärt sich aus der Nachgiebigkeit der Erde (auf einer Zeitskala von einem<br />

Jahr).<br />

Abbremsung der Erdrotation<br />

Die Rotationsenergie beträgt<br />

Erot = 1<br />

2 CΩ2 mit C = 8.118 · 10 44<br />

(7.31)<br />

mit C Hauptträgheitsmoment der Erde und Ω Winkelgeschwindigkeit der Erdrotation. Zum Vergleich:<br />

das ist das Trägheitsmoment der Neutronensterne! Diese verlieren allerdings etwa 10 38 erg s −1 beim<br />

Abbremsen.<br />

Eine inkompressible, homogene Kugel hat ein Trägheitsmoment<br />

C = 2<br />

5 Ma2<br />

wobei a der Radius ist. Für <strong>die</strong> (kompressible) Erde gilt C = 0.331Ma 2 . Der Drehimpuls der Erde<br />

beträgt<br />

S = CΩ = 5.9 · 10 40 gcm 2 s<br />

Die Dissipation der Gezeitenenergie (in flachen Meeren) bewirkt eine Abbremsung der Erdrotation<br />

Erot = 2.16 · 10 36<br />

erg ; ˙ Qdiss = 3 · 10 19<br />

erg s −1 (7.32)<br />

welche nicht direkt gemessen werden kann (Rauschen), welche allerdings mithilfe historischer Aufzeichnungen<br />

(Sonnenfinsternis) und sog. lebender Fossilien zu<br />

˙<br />

P⊕ = 10 −12<br />

s s −1 (7.33)<br />

bestimmt wurde. Dieser säkularen Verlangsamung entspricht eine Zeitskala von<br />

T = P⊕<br />

˙<br />

P⊕<br />

= 8.6 · 10 16<br />

s ≈ 3 Gyr (7.34)<br />

Dieser Wert der Abbremsung ist etwa dreimal so groß (entsprechend ≈ 30 Sekunden in 1 Myr), wie<br />

der durch Dissipation der Gezeitenkräfte bestimmte Wert. Als Mittelwert der säkularen Verlangsamung<br />

nimmt man oft 20 Sekunden pro Myr.<br />

• ZUSATZ (PALÄOASTRONOMIE: DIE TAGESLÄNGE IM SILUR)<br />

Die Paleoastronomie basiert auf der Annahme, daß bestimmte Nautiloiden (Muscheln, Korallen etc.) ihre Schale mithilfe<br />

von Licht, also proportional zur Tageslänge, bauen. Damit kommt man etwa 300 . . . 400 Myr zurück, bis ins Devon bzw.<br />

Silur. Die Tageslänge war damals etwa 21 h , also 3 h kürzer als heute, was etwa obigem ˙<br />

P⊕ (mit 350 Myr) entspricht.<br />

Lit.<br />

S.M. Pompea et al., Vistas in Astronomy 23, 185 (1979)

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