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Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

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18 KAPITEL 1. GEOMETRIE<br />

Auf dem Wege zur Parallaxenbestimmung wurden auch noch eine Klasse besonders wichtiger Sterne<br />

entdeckt: <strong>die</strong> Doppelsterne (bzw. Mehrfach - Sternsysteme). Erstmals beschrieben wurde mit<br />

Omikron Ceti (1596) von David Fabricius ein<br />

veränderlicher Stern. Riccioli löste 1650 Mizar<br />

Daten zu Algol (βPer)<br />

(Zeta Ursae Majoris, der vorletzte Stern in der Parameter Primärstern Begleiter<br />

Deichsel des grossen Wagens) in zwei Kom- Masse 6.54·10<br />

ponenten auf (was Indianer Nordamerikas mit<br />

blossem Auge konnten und als Sehtest benutzten).<br />

Der im Jahre 1667 von dem Bologneser Astronomen<br />

Gemiani Montanari als veränderlich beschriebene<br />

Algol (Beta Persei) wurde 1782 von<br />

John Goodricke als Kurzzeit Bedeckungsveränderlicher<br />

33 g 1.64·1033 g<br />

Radius 2.51·1011 cm 2291·1011 cm<br />

Sp Typ B8V K2III<br />

Leuchtkraft 5.95·1035 erg s−1 2.44·1034 erg s−1 Rotationsperiode 2.8673 d 2.8673 d<br />

Abstand 1.02·1012 cm; Orbitalperiode 2.8673 d<br />

Tab. 1.4: Algol<br />

(Periode: 2.86 Tage, Dauer der Bedeckung: 9.8 Stunden) erkannt. Ein weiteres Jahrhundert verging,<br />

bis man seiner Deutung Glauben schenkte.<br />

Heute weiß man, daß Algol ein Tripel System ist, der dritte Stern hat eine Periode von 1.9 Jahren.<br />

Algol ist ein wichtiger Vertreter und Namensgeber für aktive halbgetrennte Systeme, da es ein naher<br />

Bedeckungsveränderlicher ist. Alle Bahnparameter können sehr genau bestimmt werden. Algol ist sogar<br />

ein Radio und Röntgen Stern, mit starken Ausbrüchen in beiden Frequenzbereichen (etwa alle zwei<br />

Bahnumdrehungen). Die Änderungen im optischen kommen dagegen rein geometrisch zustande. Die<br />

Röntgenleuchtkraft beträgt im Maximum eines Ausbruchs LX = 3 · 1032 erg s−1 gesamten Leuchtkraft des Begleiters, Algol B.<br />

, das sind 1% der<br />

Wir wollen das Doppelsternsystem Alcor (arab: das Reiterchen) und Mizar genauer betrachten. Das<br />

menschliche Auge kann Winkel von 1’ gerade noch auflösen. Bei genauerer Analyse mit dem Teleskop<br />

stellt sich heraus, daß <strong>die</strong> beiden Sterne nur zufällig zusammenstehen (Zufallsprojektion). Es handelt<br />

sich um einen optischen Doppelstern (optical double) oder optisches Binärsystem (Abstand 11’).<br />

Mizar ist allerdings dennoch, wie man im Teleskop entdeckt, ein enges Doppelsternsystem, bestehend<br />

aus Mizar A und Mizar B. Hier können beide Komponenten getrennt und spektroskopiert werden, es<br />

handelt sich um ein visuelles Doppelsternsystem (Abstand 14”5, Periode 3 kyr). Schaut man sich <strong>die</strong><br />

Dopplerverschiebung genauer an, dann ist jeder der beiden nochmals ein Doppelsternsystem (Periode<br />

von Mizar A 20.5 d)). Da der Begleiter hier nur über <strong>die</strong> Dopplerverschiebung erkennbar ist, handelt<br />

es sich um ein spektroskopisches Doppelsternsystem. Insgesamt handelt es sich demnach ein hierarchisches<br />

Quadrupelsystem und falls Alcor dazu gehört (gleiche Geschwindigkeit), dann sogar um ein<br />

in Auflösung begriffenes Quintupel.<br />

Aufgrund statistisch korrekter Überlegungen interpretierte J. Michell 1767 solche und viele andere<br />

als physische Doppelsterne, d. h. gravisch gebundene Systeme. Von Christian Mayer wurden <strong>die</strong>se<br />

ab 1777 systematisch beobachtet (welche er in einem Katalog mit 80 sogenannten ’Fixsterntrabanten’<br />

veröffentlichte), aber niemand glaubte daran, insbesondere William Herschel (der bedeutendste<br />

Beobachter der Neuzeit) nicht.<br />

Aufgrund 25-jähriger Beobachtungen (um <strong>die</strong> jährliche Parallaxe der erdnächsten zu bestimmen) wurde<br />

Herschel 1803 zu der Erkenntnis gezwungen, daß es sich bei vielen scheinbar zusammenstehenden<br />

Sternen tatächlich um physische (d. h. gravisch gebundene) Doppelsterne handelte. So konnte er an<br />

Castor (α Geminorum) <strong>die</strong> Separation von 4, ′′ 58 direkt messen und ihre zeitliche Änderung feststellen.<br />

Damit war <strong>die</strong> Existenz von Doppelsternen etabliert. Mittlerweile kennt man schon Doppelsterne<br />

mit Planeten.<br />

Bessel hat dann 1839 an 61 Cygni <strong>die</strong> erste Parallaxenbestimmung vorgenommen, mit dem Ergebnis<br />

π = 0.296 ′′ . Solche Messungen benutzen <strong>die</strong> Erdbahn als Grundlinie (1 AE = 1.5·10 13 cm) und sind<br />

Relativmessungen (bezogen auf <strong>die</strong> Fixsterne).

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