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Einfžhrung i n die Astrophysik Teil 1

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216 KAPITEL 4. THERMODYNAMIK: TEMPERATUR<br />

Diese Aussage ist bis heute gültig und bildet <strong>die</strong> Grundlage der Identifizierung astronomischer Objekte. Die Umkehrung<br />

ist ebenfalls interessant: kennt man keine Linien, dann ist es oft unmöglich, das Objekt zu identifizieren. Dies gilt in<br />

besonderem Masse für IR- und Gamma-Quellen.<br />

Die folgenden drei von Kirchhoff (1860) im Labor gefundenen ’Gesetze’ auf astrophysikalische Situationen<br />

umformuliert, lauten:<br />

1. Ein heißer, selbstleuchtender Körper erzeugt ein Kontinuum.<br />

2. Ein optisch dünnes Gas erzeugt Emissionslinien.<br />

3. Ein optisch dünnes, kaltes Gas vor einer heißen Hintergrundquelle erzeugt Absorptionslinien.<br />

Sie sind für das Verständnis der Spektroskopie (bei fehlendem Strahlungstransport) von fundamentaler<br />

Bedeutung. Wir werden sie später im einzelnen herleiten.<br />

Von Kirchhoff stammt auch das erste Modell, <strong>die</strong> Absorptionslinien der Sonne zu erklären (sein drittes<br />

Gesetz). Diese so genannte Umkehrschicht (ein optisch dünnes, kälteres Gas vor der heißen Strahlungsquelle<br />

der Sonne) würde vermutlich bei einer Sonnenfinsternis als selbst strahlendes Medium mit<br />

Emissionslinien zu beobachten sein.<br />

• ANMERKUNG (DIE ENTDECKUNG VON HELIUM)<br />

Noch vor der Verifizierung des Modells von Kirchhoff entdeckten<br />

Janssen, J. (1824 - 1907) und Lockyer, N. (1836 - 1920)<br />

im Jahre 1868 bei einer Sonnenfinsternis im Spektrum der Chromosphäre der Sonne eine helle gelbe Linie, bei λ = 5876<br />

˚A, welche sie Helium tauften. Auf <strong>die</strong>se Entdeckung kommen wir später zurück.<br />

Im Labor wurde <strong>die</strong>se Linie erst von W. Ramsay (1852 - 1916) im Jahre 1895 identifiziert (als Zerfallsprodukt bei radioaktivem<br />

Uranzerfall: α-Strahlung).<br />

1870 (nach einigen vergeblichen vorhergegangen Versuchen) wurde <strong>die</strong> Emission der Umkehrschicht<br />

tatsächlich von Charles A. Young (zwei Sekunden lang!) beobachtet. Dieses experimentum crucis<br />

bestätigte einerseits <strong>die</strong> Vorhersage Kirchhoffs aufs schönste, das ’flash’ Spektrum ist in der Tat ein<br />

reines Emissionsspektrum.<br />

Es eröffnete andererseits eine neue Debatte. Viele der entdeckten Linien waren terrestrisch nicht bekannt<br />

(bzw. nicht herstellbar, oder hatten ’falsche’ Intensitäten). Die Frage lautete deshalb: gibt es auf<br />

Sternen noch ganz andere Elemente (Janssen und Lockyer) oder handelte es sich um verbotene Linien?<br />

Auch hier kann <strong>die</strong> endgültige Antwort nur mithilfe der Quantenmechanik gegeben werden: <strong>die</strong> Anregungsbedingungen<br />

der Linien folgen aus der Saha Gleichung, sie werden von leicht ionisierbaren<br />

Spurenelementen bestimmt.<br />

Es dauerte dann nochmals gut 50 Jahre bis mit dem Bohrschen Modell <strong>die</strong> meisten Eigenschaften der<br />

Atomspektren erklärt werden konnten. Allerdings war es auch ohne Modell bereits (aufgrund der sehr<br />

genauen Messungen von ˚Angstrøm) 1885 dem Schweizer Mathematiklehrer J. K. Balmer gelungen,<br />

eine Linienserie zu entziffern.<br />

λn = C n2<br />

n 2 − 4<br />

Die Hα Linie sollte korrekterweise ˚Angstrøm α Linie heißen, so wie Lyα nach Lyman benannt ist, da<br />

er sie als erster im Labor realisiert hat. Eine Verbesserung der Balmer Formel<br />

hwmnc = RH<br />

�<br />

1 1<br />

−<br />

m2 n2 �<br />

, m < n ; w = 1<br />

λ<br />

(mit der Wellenzahl w) stammt (1890) von Rydberg (1854 - 1919).

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