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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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literarisch gebildeten ci-Dichtern, die Erotisches und Sentimentales in einer kunstvollen<br />

Sprache zu vereinen wußten:<br />

DER MEISTER DES SÜDLICHEN LIEDES (Nan ge zi) 181<br />

Nachlässig streicht sie über Entenkissen,<br />

Läßt ruhn den Saum vom Eisvogelgewand.<br />

Am Seidenvorhang, wo <strong>des</strong> Kruges Duft entschwand,<br />

Ist eben erst in Sehnsucht nach dem Liebsten<br />

Ihr ganzes Herz entbrannt.<br />

南歌子<br />

嬾拂鴛鴦枕<br />

休縫翡翠裙<br />

羅帳罷罏薰<br />

近來心更切<br />

為思君<br />

Dieses einstrophige Gedicht (dan diao) enthält einige inhaltliche und strukturelle<br />

Elemente, die für die frühen ci typisch sind. Der Raum, in dem sich die kleine Szene abspielt,<br />

ist ein Frauengemach; das zärtliche Streicheln über Entenkissen - das Entenpaar (yuan-yang)<br />

steht als Tiersymbol für die Ehegatten - deutet eingangs schon das Gefühl der körperlichen<br />

Sehnsucht nach dem abwesenden Mann an, das über die Emsigkeit siegt, mit der die Frau ihre<br />

Gedanken beim Nähen eines Gewan<strong>des</strong> für den Gatten ruhig zu halten versucht. Die<br />

Empfindung jener Dame erfüllt ganz die Verse, dagegen fehlt ihr selber jegliche persönliche<br />

Kontur, so daß sich der Dichter, wie der Leser (bzw. auf Banketten oder kleineren Feiern das<br />

Publikum), umso spontaner mit dem Gefühl identifizieren können.<br />

<strong>Das</strong> nun folgende Beispiel aus dem Spätwerk <strong>des</strong> Li Yu 182 dürfte gut hundert Jahre<br />

danach entstanden sein. Der Text gehört nach Hoffmann zur Gruppe der „bedeutendsten<br />

Lieder nicht nur Li Yü’s (Li Yu) sondern seines ganzen Zeitalters“, da in ihm der Dichter sein<br />

persönliches Schicksal beklagt und damit den Gehalt <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es in bezug zu seiner eigenen<br />

Biographie setzt. <strong>Das</strong> Gedicht entstand in der Gefangenschaft und nach dem Untergang seiner<br />

Dynastie (der Südlichen Tang), als deren letzter Herrscher, wenn man auf die Gedichte<br />

schaut, Li Yu weniger an den dynastischen Würden seiner Ahnen, als an der Geselligkeit<br />

seiner Konkubinen hing. 183 <strong>Das</strong> folgende Textbeispiel zeigt aber, wie ich meine sehr schön,<br />

181 Zheng, Qian; Ci xuan (weiter: CX); S. 4. Im folgenden werde ich bei Titeln von ci-Melodien, da sie oftmals<br />

nur als Bezeichnung der Melodie und ohne Bezug zum Textinhalt fungieren, hinter der Übersetzung die<br />

Lautumschrift <strong>des</strong> chinesischen Titels in Klammern wiedergeben. Die Wiedergabe in Lautumschrift wird in der<br />

Regel öfter als Übersetzungen zur Bezeichnung bestimmter ci-Melodien verwendet.<br />

182 In Hoffmans Gesamtübertragung „Lied 43“, also zwischen 975 und 978, dem To<strong>des</strong>jahr <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong>,<br />

entstanden. Die gut kommentierte Übersetzung von Hoffmann diente meiner eigenen als Vorlage.<br />

183 Diesbezüglich soll sich auch Su Shi einmal sehr geringschätzig über Li Yu geäußert haben:<br />

Für Li Yu hätte es sich gebührt, den Verlust seines Reiches vor seinen Ahnen im Ahnentempel schmerzlich zu<br />

beklagen, statt <strong>des</strong>sen aber hat er mit Tränen in den Augen vor seinem Harem gestanden und sich die<br />

Abschiedslieder angehört, die ihm seine Hofschönen aufspielten. (zitiert nach Hoffmann; S. 131f.)<br />

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