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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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anderen erst spät lösten, deutlich hervorgehoben. Vor allem wird aber bei diesen beiden ein<br />

Bruch betont, der offenbar notwendig war, um in das ungebrochene <strong>Das</strong>ein zurückzufinden.<br />

Anders erscheint uns Lu Guimeng im zweiten Couplet. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> bedient sich hier einmal<br />

mehr <strong>des</strong> Bil<strong>des</strong> vom „Fischergreis“, das wir schon aus dem Geleitgedicht für Wang Mengyu<br />

kennen. Hier wird ein vollkommen ungebrochenes, weil zeitlos-natürliches <strong>Das</strong>ein<br />

abgebildet, doch es wird auch im Grunde gar nichts über Lus Persönlichkeit gesagt. Statt<br />

<strong>des</strong>sen werden nur der (hao-) Name, Meister Himmelnach (Tiansui zi), und ein allgemein<br />

bekanntes literarisches Bild eingesetzt und dennoch fehlt es dem Vierzeiler im Ganzen nicht<br />

an Wirkungskraft. Deren Ursprung liegt gerade in der gegensätzlichen Spannung zwischen<br />

den persönlicheren Zügen der beiden Erstgenannten und der nahezu völlig<br />

entpersonifizierten, ikonographischen Maske <strong>des</strong> letzten, mit dem das Ich sich zudem zu<br />

identifizieren scheint.<br />

Auch über sich selber verrät der Betrachter nichts, außer daß er sich dem letztgenannten<br />

am nächsten fühlt. Es kann kein Zweifel sein, daß <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> die Bekanntschaft mit den<br />

Biographien der drei Persönlichkeiten voraussetzt. Erinnern wir uns nun daran, daß er in „Der<br />

Unsterbliche Steinsee“ als einzigen von ihnen den Fan Li hervorhob und in Analogie zu der<br />

Persönlichkeit Fan Chengdas setzte, so werden die indirekten Bezüge zwischen den<br />

gegenwärtigen und den Personen der Vergangenheit etwas deutlicher: Die beiden Fan<br />

verbindet, daß sie bis ins Alter ihren amtlichen Verpflichtungen treu blieben, während Lu und<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, zumin<strong>des</strong>t dem hier entworfenen Bild entsprechend, eine völlige<br />

Zurückgezogenheit verbindet. Es ist bezeichnend, daß ausgerechnet hier die „objektive“<br />

Wahrheit durch das vom Dichter subjektiv gesetzte Bild <strong>des</strong> weltfremden Fischers<br />

eingetauscht wird. Höchstwahrscheinlich wußte <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, als er die Halle mit dem Schrein<br />

und den Bildnissen der drei betrat, bereits sicher genug, was er sehen wollte - nämlich den<br />

von Menschen unbehelligten, unermüdlich an seinen poetischen Gedanken feilenden Dichter<br />

Lu Guimeng, mit dem ihn Yang Wanli wenige Tage zuvor lobend verglichen hatte.<br />

Dennoch scheint der Vierzeiler nicht mehr zu sein als ein anfänglicher Versuch, mit der<br />

als Ermutigung und Orientierungshilfe für die Weiterentwicklung <strong>des</strong> eigenen Stils und für<br />

die persönliche Selbstschätzung zugewiesenen Geistesverwandtschaft umzugehen. Ein<br />

zweiter Versuch, der gedanklich schon um einiges differenzierter und daher aussagekräftiger<br />

ausfällt, entstand wenige Monate später 425 , möglicherweise vor oder nach einem abermaligen<br />

Besuch bei Fan Chengda. <strong>Das</strong> ci auf die Melodie „Purpurne Lippen betupfend“ gehört wegen<br />

der nicht auflösbaren Verflechtung von Innen- und Außenwelt 情景 zu den geschätztesten<br />

425 In der Vorbemerkung zum folgenden Gedicht ist vom Winter 1187 als Entstehungszeitraum die Rede. Der<br />

Geburtstag Fan Chengdas lag im Monat Juni. (Siehe Schmidt; Stone Lake; S. 3)<br />

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