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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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symbolische Schlüsselposition für die Verbindung ungleicher Bedeutungsebenen in der<br />

poetischen Topographie <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s einnimmt. Daneben erweist sich in den Gedichten dieses<br />

Zeitraums generell die Tendenz, Inhalte, die ja häufig in Vorworten angedeutet oder teils<br />

sogar vorweggenommen werden, auf eine abstrakte Ebene zu übertragen, wo sich ihr<br />

Bedeutungsspielraum vergrößert. So etwa in “Flöte unter dem Mond” 月下笛 (1197), wo das<br />

Subjekt als Person völlig aus dem Sinnzusammenhang heraustritt. 558<br />

Die dritte Phase beginnt erst 1201, nach einer Lücke von drei Jahren, während der Xia<br />

keine sicheren Daten ermitteln konnte. Die Hefei-Thematik taucht hier nicht wieder auf und<br />

demgemäß finden sich auch Motive, die den Charakter von Liebesdichtungen ausmachen,<br />

sehr viel seltener. Dafür erhält die Metaphorik <strong>des</strong> Reisens wieder größeres Gewicht, nun<br />

allerdings aus einer Perspektíve, durch die das <strong>Das</strong>ein als solches, jenseits einer persönlich-<br />

biographischen Situation - wie nach der Umsiedlung von Hanyang nach Huzhou - seinen<br />

Ausdruck findet. <strong>Das</strong> beste Beispiel für diese Veränderung ist das man-ci mit der<br />

Vorbemerkung “Nach der Zerstörung meiner Behausung geschrieben” auf die oben bereits<br />

einmal erwähnte Melodie “Der Zauber der Niannu”, das 1204 nach einer der fast alljährlich<br />

die Hauptstadt heimsuchenden großen Feuersbrünste verfaßt wurde. Hier werden, hinter<br />

literarischen Anspielungen unterschiedlicher Art deutlich erkennbar, Abschnitte der eigenen<br />

Biographie auf dem Hintergrund <strong>des</strong> Zeitgeschehens verknüpft. Verfremdung mit Hilfe der<br />

Anspielungstechnik und Verknüpfung der einzelnen Situationen der Vergangenheit<br />

verwandeln das Erinnern an eigene Erlebnisse in eine vielschichtige Reflexion über das<br />

Geschick der Zeit, das unaufhaltsam und unvorhersehbar seinen Lauf nimmt. Auch diejenigen<br />

man-ci, die aus der relativ spät zustande gekommenen persönlichen Bekanntschaft mit dem<br />

Dichter Xin Qiji (Xin Jiaxuan) hervorgingen - sie entstanden zwischen 1203 und 1205 - , sind<br />

frei von jenen beabsichtigten Irritationen, mit denen <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in der mittleren Phase die<br />

Aufmerksamkeit von teilweise widersprüchlichen oder uneinheitlichen Inhalten seiner Texte<br />

auf eine abstrakte Ebene lenkt. Es scheint, daß ihn ein dichterischer Reifeprozeß dazu führte,<br />

die lebendige Kraft seines Sprechens, die sich gegen ein konventionelles Verfügen über Form<br />

und Inhalt der Dichtung sträubte, mit größerer Selbstverständlichkeit und Gelassenheit<br />

auszuüben. Dafür spricht vorab schon der selbstbewußt-resignative Ton dieser Spätwerke und<br />

die Tatsache, daß auf Vorworte, die dazu bestimmt waren, die Aufmerksamkeit über das<br />

gewohnte Zusammenspiel von Text und Musik hinaus auf einen vom Autor persönlich<br />

558 Ein weiteres Beispiel dieses “entpersonifizierten” Sprachmodus ist das yongwu-ci “Schüttere Schatten” (shu<br />

ying), das nicht nur von Wan Liu, sondern auch von Lin (Transfornation; S. 169-177) und Ye Jiaying (Tang,<br />

Song ci shi qi jiang; S. 520-532) ausführlich interpretiert wurde.<br />

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