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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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<strong>Das</strong> in die Übersetzung eingearbeitete Reimschema läßt hier eine, an der äußeren<br />

Textgestalt nicht zu erkennende Strophenbindung leicht überblicken. Was aber schon beim<br />

ersten Lesen als gemeinsames Merkmal von Form und Inhalt auffallen muß, ist eine relative<br />

Isoliertheit der Strophen, die kaum miteinander verknüpft zu sein scheinen, am ehesten noch<br />

durch die beständig an Wang gerichtete Rede. Sonst findet <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> für jede Strophe einen<br />

anderen Ansatz, nach dem er die Persönlichkeit <strong>des</strong> Freun<strong>des</strong> unter leicht verschobenem<br />

Blickwinkel neu skizziert. Leider ist auch über die Person <strong>des</strong> Angeredeten, die am ehesten<br />

als inhaltlicher Knotenpunkt der anscheinend divergierenden Strophen zu denken wäre, nicht<br />

mehr in Erfahrung zu bringen, als daß er vermutlich zu den älteren Freunden <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong><br />

gehörte, die er schon vor 1186 gekannt hatte, und daß Wang in Chuzhou am Fluß Qingliu<br />

(Huainan) wohnhaft war. 346 Ich habe länger gebraucht, um zu erkennen, daß dieses Gedicht<br />

nicht ein Flickwerk von bloßen Einfällen ohne eine zugrundeliegende Idee ist; doch diese<br />

liegt verschlüsselt hinter einigen Anspielungen, die für den Adressaten und andere potentielle<br />

Leser, wie sie der Autor sich vorgestellt haben mag, keineswegs besonders schwer zu<br />

entdecken waren. Die nun folgende Analyse wird diese Anspielungen zunächst nach ihrer<br />

Reihenfolge im Text lokalisieren und die jeweilige Bedeutung im Kontext der einzelnen<br />

Strophe kommentieren. Bei der anschließenden Interpretation wird der Leitgedanke, in den<br />

die fünf Strophen zusammenfließen und seine für dieses Gedicht realisierte Form<br />

hervorgehoben:<br />

Strophe 1, Vers 4.: Die Formulierung im Boot auf dem Shan-Fluß vom Kurse abfallen<br />

扁舟剡溪去 spielt auf eine Anekdote aus dem Leben zweier befreundeter Literaten, Wang<br />

Ziyou (?-?) und Dai Lu (ca. 326-396), an. Beide lebten an verschiedenen Orten im Bezirk<br />

Shanyin, die allerdings durch den Shan-Fluß verkehrsmäßig miteinander verbunden waren. 347<br />

Nun war es Wang in einer verschneiten Nacht eingefallen, seinem Freund Dai, dem Qin-<br />

Spieler, einen unerwarteten Besuch abzustatten und er hatte sich nicht gescheut, trotz <strong>des</strong><br />

ungünstigen Wetters, die Bootsreise anzutreten. Nach langer Fahrt stieß das Boot ans Ufer,<br />

Wang ging die letzten Schritte bis zum Haus <strong>des</strong> Freun<strong>des</strong> und fühlte auf einmal, schon auf<br />

der Schwelle, daß seine ganze Vorfreude auf die Begegnung sich bereits in diesem Moment<br />

erfüllt hatte. Ohne bemerkt zu werden kehrte er daraufhin wortlos wieder zurück in sein Boot<br />

und trat den Heimweg an. 348<br />

346 JBS; S. 252. Zur Lage Chuzhous im Grenzgebiet zwischen Huai und Yangzi siehe: LDJ; 62, 6/2<br />

347 Zur geographischen Lage <strong>des</strong> Flußes innerhalb der Präfektur Shaoxing (zur Song-Zeit) vergleiche: LDJ; 59-<br />

60, 6/4. Unter den Jin war der Verwaltungsbezirk nach dem nicht weit entfernten Shanyin benannt.<br />

(ZWDCD:8043.499)<br />

348 in: Shi shuo xin yu, Ren Dan; zitiert nach ZWDCD:8043.500<br />

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