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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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liegt hier das Kernstück der yongwu-Form, die reine Beschreibung eines Dinges, in der<br />

dennoch die vollständige Intention <strong>des</strong> Textes enthalten ist. Die Einsamkeit, der sich der<br />

Dichter anfangs genußbereit überläßt, kommt in Berührung mit der Vergänglichkeit <strong>des</strong><br />

Schönen, wodurch eine Veränderung <strong>des</strong> Gefühls herbeigeführt wird, die in der letzten<br />

Episode <strong>des</strong> Textes wiederum die Sehnsucht nach Heimat und Freunden erweckt.<br />

Diese inhaltliche Entwicklung läßt sich weitgehend mit formalen Zäsuren im Text in<br />

Einklang bringen, so daß, ungeachtet der Melodie, eine Teilung in drei Strophen - Verse 1 bis<br />

7, 8 bis 13 und 14 bis 18 - denkbar wäre. Aber selbst die Melodie scheint, wegen der<br />

rhythmischen Gleichförmigkeit sowie der häufigen Wiederholung und Ähnlichkeit einiger<br />

Motive, für eine solche Interpretation offener zu sein als andere Kompositionen <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s.<br />

Alles in allem scheint die dichterische Konzeption im wesentlichen darauf angelegt, einen<br />

seelischen Wandel auszudrücken, ohne diesen direkt mit einer persönlichen Lage zu<br />

verknüpfen. Die Erfahrung kommt auf einer vom persönlichen Erlebnishintergrund<br />

abgehobenen Ebene zum Vorschein, die sich im Fall dieses Gedichtes und seines Vorwortes<br />

durch die Beschreibung der Wasserlilien herausbildet. Zwar ist nicht abzustreiten, daß die<br />

Stimme, die wir diesen Text “sprechen” hören, einer in ihm selbst artikulierten Person (dem<br />

fremden Dichter) und indirekt sogar der Person <strong>des</strong> Autors, der sich im Vorwort selber nennt,<br />

zuzuschreiben ist. Doch können wir diese Person bei weitem nicht mehr so eindeutig wie in<br />

einer Mehrzahl der ci <strong>des</strong> Vorjahres auf den biographischen Hintergrund <strong>des</strong> Autors beziehen.<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> entfernt sich auch in den folgenden Jahren zunehmend von der scheinbar direkten<br />

Aussprache seiner Erfahrungen, ohne <strong>des</strong>wegen seinen persönlichen Hintergrund aus der ci-<br />

Dichtung auszuradieren. Im Gegenteil, dieser Hintergrund macht nach wie vor den eigenen<br />

Ton seiner Dichtungen aus, entwickelt sich aber weiter in Bildern und Bildkomplexen, in<br />

denen sich die Grenzen von Zeit und Ort persönlicher Erfahrungen aufzulösen beginnen.<br />

3. Die Topographie der mittleren Phase: 1189-1197<br />

Der Dichter erlebte nunmehr lange Jahre, während derer sich an seinem Lebenswandel<br />

äußerlich nicht viel änderte. Er selber und seine Familie blieben vorerst am Tiao-Fluß bei<br />

Huzhou. Von dort aus wurde viel über Wasser, vor allem nach Nordwesten (Nanjing, Hefei),<br />

nach Westen (Suzhou) oder gen Süden in die Hauptstadt gereist. Offenbar zog es in viel in<br />

Gesellschaften, in denen auch die Berühmtheiten seiner Zeit verkehrten. Dort schloß er -<br />

meist jedoch nicht unter letzteren - einige Freundschaften, die sein Leben prägten. Unter den<br />

zahlreichen Eindrücken, die ihm die neuen Gegenden machten, rückten die Erinnerungen an<br />

die Landschaften um Hanyang, am Xiang und um den Dongtingsee allmählich in den<br />

Hintergrund. Was ihn allerdings begleitete, waren die von dort mitgenommenen Motive<br />

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