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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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<strong>Dichters</strong>, von der schon im ersten Kapitel die Rede war, oft mit Skepsis betrachtet worden, da<br />

sie mitunter auch von egoistischen Zielen beeinflußt war. Es darf aber keineswegs übersehen<br />

werden, daß allen oben genannten Themenbereichen - mit Ausnahme der unerfüllten Liebe,<br />

die, trotz Xias Bemühungen, nicht mit Sicherheit nachzuweisen ist! -, so häufig sie sich<br />

innerhalb <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es auch wiederholen und miteinander verflochten werden, die reale<br />

Erfahrung zugrunde liegt. Von daher ist nicht klar zu entscheiden, inwiefern <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

tatsächlich „einer Mo<strong>des</strong>trömung seiner Zeit folgend, ...., das Ideal <strong>des</strong> Rückzugs aus der<br />

Gesellschaft zu verwirklichen trachtete“ 136 , oder ob sich nicht vielmehr sein dichterisches Ich<br />

von der Person, die er im Umgang mit andern abgab soweit emanzipierte, daß es die<br />

tatsächlichen Erfahrungen auf ein bewußt schmal umgrenztes Feld thematischer<br />

Möglichkeiten übertrug, um darin nicht „das Ideal <strong>des</strong> (persönlichen) Rückzugs“, sondern die<br />

künstlerische Freiheit zu verwirklichen. 137<br />

Die Kargheit seiner Themenwahl hinderte <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> keineswegs an der Suche nach<br />

neuartigen sprachlichen Möglichkeiten. Im Gegenteil, sie bildete bei ihm sogar die<br />

Voraussetzung dieser Suche, denn er gehörte zu dem Typ von Dichtern, die zur Entfaltung<br />

ihrer Kreativität auf einen eher kleinen Fundus an Themen und Wörtern bauen. So findet sich<br />

beispielsweise in „Gedichte über das Reisen von einst“ an neun Stellen die Vokabel ¤J (ru),<br />

mit der Grundbedeutung „eindringen“. Sie bezeichnet dort jeweils, in unterschiedlichen<br />

Zusammenhängen, den Übergang von einem Raum in den anderen, entweder als Handlung<br />

oder als Intention. Damit erfüllt das Verb eine Schlüsselfunktion innerhalb <strong>des</strong> Zyklus. <strong>Das</strong><br />

Reisen selber ist, wie oben festgestellt wurde, vom Nicht-Erreichen der äußeren Ziele, die<br />

überhaupt nur stellenweise genannt werden, gekennzeichnet. Die Reisenden, bzw. der<br />

Reisende, sind im Unterwegssein gefangen, seinen Gefahren und dem Zufall hilflos<br />

ausgesetzt. Der Übergang in einen anderen Raum, als den landschaftlichen, durch den die<br />

Wege sich kreuzen, deutet damit die Möglichkeit einer Ankunft am Ziel doch noch an, ohne<br />

die Vorstellung auf eine bestimmte Richtung festzulegen. Er ist ein Grundelement im<br />

thematischen Aufbau <strong>des</strong> Zyklus, der schließlich in eine wieder zu sich selber kommende<br />

Resignation führt, die sich auf abstrakter Ebene auch als „Eindringen“ in die Erkenntnis der<br />

Lebensweisheit denken läßt. Die Interpretation <strong>des</strong> Zyklus im zweiten Teil ieser Arbeit wird<br />

den Gedanken wieder aufgreifen und zu Ende führen.<br />

136 Schmidt-Glintzer; S. 367-368<br />

137 Die Antwort auf diese Frage soll aus der hier eingenommenen, auf die äußeren Konturen <strong>des</strong> lyrischen <strong>Werk</strong>s<br />

eingestellten Perspektive, noch offen gelassen werden. Im Zuge <strong>des</strong> in Teil II formulierten<br />

Interpretationsvorschlags wird sie dagegen ein zentrale Stellung innehaben.<br />

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