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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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eins. Deswegen habe ich ihre Namen aufgelistet, um sie kommenden Generationen zu<br />

überlassen.-<br />

Ich erlaube mir, dazu zu bemerken, daß Huang Tingjian eine eigene Technik<br />

hervorbrachte (zi chu ji zhu) und damit zu einer (neben anderen) besonderen Meisterschaft<br />

gelangte. Erfrischende Neuigkeit und originelle Hintersinnigkeit (qing xin qi qiao) sind seine<br />

Stärken. Daß er aber ‘alle Stile der Dichtung von vorne bis hinten und von oben bis unten in<br />

sich vereinigte’ trifft keineswegs zu.<br />

Von der Ära Yuanhe bis heute mangelte es durchaus nicht an von der Dichtung beseelten<br />

Persönlichkeiten, deren großartige Worte und heroische Verse man nur betrachten muß, um<br />

wahrlich entdecken zu können, daß sie gerade dort, wozu es bei den Alten nicht langte,<br />

allesamt fest auf eigenen Füßen stehen. Wenn also gesagt wird ‘die überlieferten <strong>Werk</strong>e der<br />

Dichtung (beruhen) zumeist auf der formalen Immitation älterer Literatur, erreichen aber<br />

nicht die Weite ihres Sinnes’, so trifft auch das nicht zu.<br />

Unter den aufgestellten fünfundzwanzig Personen finden sich lediglich einige echte<br />

Berühmtheiten, deren Dichtungen in die Welt gelangten und die von ihren Zeitgenossen<br />

gelobt wurden. Vom Rest hörte man noch überhaupt nichts und dennoch wurden sie zum<br />

Überfluß mit aufgenommen. Beim Verfassen dieser Tafel traf Lü Benzhong seine Auswahl<br />

ohne Gespür und seine Theorie ist nicht verbindlich. Recht tue ich daran, ihn zu kritisieren. 265<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> sehr ähnlich, findet Hu Zi durchaus echte Anerkennung für den Dichter Huang<br />

Tingjian; denen aber, die ihn zum Heilsbringer der seinerzeit aktuellen Dichtung stilisierten,<br />

unterstellt er eine nahezu ideologische Dickhäutigkeit 266 und reine Willkür beim<br />

Nachzeichnen der an ihn anknüpfenden literarischen Neuentwicklungen, die als<br />

Orientierungsrichtlinien für kommende Dichtergenerationen proklamiert werden. Die Mühe<br />

einer eigenen Urteilsfindung in dieser recht verzwickten Diskussion kann an dieser Stelle<br />

gespart werden. Für die Textinterpretation ist es wichtig, festzuhalten, daß die Skepsis<br />

gegenüber der <strong>Jiang</strong>xi-Theorie nicht nur ein diese von anfang an begleiten<strong>des</strong> Phänomen war,<br />

sondern daß auch das Argument, das Hervorbringen einer eigenen Technik mache den<br />

einzelnen Dichter erst groß und nicht, daß er sich von soundso vielen immitieren ließe,<br />

offenbar ein ganz gängiger Bestandteil <strong>des</strong> damaligen Diskurses war, von dem <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

lediglich ausgeht, um den eigenen Standpunkt zu finden. -<br />

Dieser Diskurs wird daraufhin durch die Einführung eines weiteren Teilnehmers nach<br />

You Mao, nämlich Yang Wanli (Chengzhai), fortgesetzt, ohne allerdings <strong>des</strong>sen Beiträge<br />

explizit zu nennen. Für zeitgenössische Literaten dürfte das nicht nötig gewesen sein, denn<br />

265 Hu, Zi; Tiaoxi yu yin cong hua; Beijing 1984; qian ji, J. 48, S. 327-328<br />

266 Huang und sein Dichter-Freund Su Shi waren zu Lebzeiten Mitstreiter und mehrfach Opfer eines politischen<br />

Parteienkampfes um die Gunst <strong>des</strong> Kaisers gewesen. Die konservative Partei, zu deren Anhängern sie zählten,<br />

focht unerbittlich gegen die breit angelegte Reformpolitik <strong>des</strong> Wang Anshi (1021-1086), doch unter der<br />

Kanzlerschaft <strong>des</strong> reformfreundlichen Cai Jing (1046-1126) gelangten die Gegner wieder zu mehr Macht. Dies<br />

hatte wiederum zur Folge, daß die verhängnisvolle militärische Niederlage gegen die Jin 1126-1127 und der<br />

Verlust Nord-Chinas später den Reformern angelastet werden konnten. Auf diesem Hintergrund ist nicht<br />

auszuschließen, daß in der aktuellen Lage auch ideologische Elemente in die einzigartige Aufwertung Huang<br />

Tingjians mit einflossen, etwa in dem Sinne, daß sich in der Dichtung eines „Gegenreformers“ der wahre Geist<br />

einer richtungsweisenden Erneuerung ausspreche.<br />

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