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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Bedingungen einer dem Untergang geweihten Gesellschaft kaum ein Dichter mehr den Mut<br />

gehabt hätte, die Mißstände zu „entlarven“ und daß auch <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> mit seiner offenkundigen<br />

Abstinenz von politischen Äußerungen ein Opfer dieses „Unterganges“ gewesen sei. 10<br />

Durch diesen Selbstwiderspruch, der allerdings kein Widerspruch zur herrschenden<br />

Ideologie war, fordert Xia indirekt dazu auf, seine Ansätze weiterzudenken.<br />

II. Unterschiedliche Bewertungen vor und nach Xia<br />

Jede Kritik, ganz gleich ob sie von Anhängern oder Gegnern <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> geführt wurde,<br />

räumt ein, daß sein Stil eine nicht selten irritierende Neigung zur Komplexität aufweise, in<br />

der die Aussage nur schwer oder gar nicht verständlich sei. 11 Auf dem Hintergrund epochal<br />

unterschiedlicher Erwartungen an Dichtung fielen die Bewertungen natürlich ungleich aus,<br />

wie der exemplarisch beschriebene Gegensatz Wang-Xia zeigt. Auch die hier<br />

nachgezeichneten Grundzüge der Überlieferungsgeschichte (die sich im Kern auf das<br />

poetische <strong>Werk</strong> beschränken) zeigen, daß das Interesse an <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, nach sprunghaftem<br />

Anstieg in den letzten Jahrzehnten der Song-Zeit und noch unter der Mongolenherrschaft<br />

(1280-1367), zunächst wieder fast erlosch. Die von Mao Jin in der ersten Hälfte <strong>des</strong><br />

siebzehnten Jahrhunderts herausgegebenen ci-Dichtungen <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s hatten für den<br />

leidenschaftlichen Sammler, der in seinem „Studio <strong>des</strong> Schöpfens aus dem Altertum“ über<br />

vierundachtzigtausend Bände bewahrt haben soll 12 , vielleicht eher Seltenheitswert. Der Stil<br />

<strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> galt noch nicht als Maßstab für zeitgenössische literarische Strömungen.<br />

<strong>Das</strong> änderte sich erst eine Generation später durch den ci-Dichter Zhu Yizun (1629 -<br />

1709), der in <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> das größte Vorbild für sich selber und die von ihm gegründete Zhexi-<br />

Schule sah, die eine Hauptströmung der zu Beginn der Qing-Zeit (1644-1911) stattfindenden<br />

allgemeinen Renaissance der ci-Dichtung war. Zhu Yizun bestimmte für die ci-Dichtung, die<br />

nunmehr von ihren musikalischen Wurzeln völlig getrennt war und nur noch durch die ihr<br />

eigene Versmetrik von der shi-Dichtung abstach, die Qualitäten „vornehm“ 雅 und „rein und<br />

verfeinert“ 清空 als Richtwerte und erklärte das ci-<strong>Werk</strong> <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s zum stilistischen Vorbild<br />

der von ihm begründeten <strong>Dichters</strong>chule. 13 Die Kritik Wang Guoweis ist auch als späte, aber<br />

10 JBS; S. 9-10. Mit der Verwendung der zitierten Ausdrücke (chin.: ´¦µo und ¨S¸¨¤§³~) auf dem<br />

Hintergrund dieser Aussagen scheint Xia der Ideologie der Kulturrevolution den unbedingt abverlangten<br />

Min<strong>des</strong>ttribut zu leisten. So ist im offiziellen Sprachgebrauch der „Sozialistischen Revolution“ etwa vom<br />

„Entlarven der Konterrevolutionäre“ als einer vordringlichen Aufgabe der neuen Literatur die Rede, und die<br />

„dem Untergang geweihte bürgerliche Literatur“ galt es zu bekämpfen.<br />

11 Vergleiche: Wang, Guowei; Renjian ci hua ji ping lun hui bian; Beijing 1983, Abschnitt 39, S. 17; Lin,<br />

Shuen-fu; Transformation; S. 182-185 & Ye, Jiaying Florence; Tang, Song ci shi qi jiang; Taibei 1992; S. 513f.<br />

12 ZWDCD: 17581.6.1<br />

13 JBS; S. 136 (Auszug aus dem Vorwort zur Anthologie Ci zong)<br />

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