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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Literaten der Südlichen Song gerade <strong>des</strong>halb zum Vergleich mit der eigenen Lage zu eignen,<br />

weil die Mächtigen <strong>des</strong> Wei-Reiches aus dem Volk der Tuoba, einem nicht-chinesischen,<br />

ursprünglich nomadischen Volk stammten und sich der kulturelle Schwerpunkt Chinas auch<br />

in der damaligen Zeit nach Süden verlagerte. <strong>Das</strong> Geschichtsbild schien dem der Gegenwart<br />

sehr ähnlich und der Widerstand <strong>des</strong> Südens gegen die Fremdherrscher im Norden konnte als<br />

Vorbild gelten.<br />

<strong>Das</strong> scheint zunächst auch Vers 50 zu suggerieren, erweisen sich doch die Wasserflächen<br />

zu Füßen <strong>des</strong> Tempels als vollkommen beruhigt. Doch die Betonung liegt auf einem<br />

wörtlichen Detail: Der Vers Um wirklich grenzenlose Wasserflächen zu bezwingen<br />

/實司浩渺權 unterscheidet alles, was das Ich tatsächlich zu sehen bekommt aus seiner Sicht<br />

nicht nur äußerlich, sondern auch qualitativ von dem, was ihm zuvor beunruhigend zu Ohren<br />

gekommen war und seine Neugier geweckt hatte. Hier scheint sich jener anfängliche<br />

Vorschuß an Vertrauen in die Macht <strong>des</strong> Drachen, mit dem die erste Strophe geschlossen<br />

hatte, zu bewähren: Wie kann das eine große Räuberhöhle sein, / In der ein Götterdrache<br />

kreisend geht? <strong>Das</strong> begründet dann allerdings umso mehr die Ironie zwischen den Zeilen,<br />

anders ließe sich nicht erklären, weshalb Berichte von den letztlich doch täuschenden<br />

Anzeichen einer inneren oder äußeren politischen Bedrohung in dieser Ausführlichkeit der<br />

eigentlichen Reisebeschreibung, die in allen anderen Gedichten den gesamten Kontext stellt,<br />

vorausgeschickt werden. Damit erhebt sich schlußendlich die Frage nach der Stoßrichtung<br />

dieser Ironie: Kann es Absicht sein, die drohenden Anzeichen, von denen ja nicht umsonst in<br />

der Folge eines wirklichen Ereignisses im historischen Jahr 1161 und mit Bezug auf die dem<br />

Autor vertrauteste Gegend, nämlich seine Heimat, die Rede ist, schlichtweg als eine Art<br />

Volksaberglauben zu entwerten? Widerspräche das nicht geradezu dem Ernst der Bedrohung<br />

in den bisherigen Gedichten? Und welche Rolle spielt vor allem das Ich in diesem schwer zu<br />

durchschauenden Spannungsfeld? <strong>Das</strong> letzte Verspaar schildert offenbar eine Abkehr nach<br />

der Enttäuschung, doch wohin das Boot auf Heimkurs bringen, wenn doch der Ort, an dem<br />

jetzt nichts mehr zu interessieren scheint, die Heimat ist? Überlegungen, von welchem Ich<br />

hier die Rede sein könnte, werden den ironischen Sinn der Aussagen noch verdeutlichen.<br />

III. <strong>Das</strong> Ich und der „abstrakte Autor“:<br />

Die Untersuchung <strong>des</strong> Gedichtanfangs hat bereits gezeigt, daß in diesem Fall das<br />

Textsubjekt, das für die grundsätzliche Perspektive auch <strong>des</strong> Lesers und deren Wandel<br />

innerhalb <strong>des</strong> Gedichtes verantwortlich ist, nicht, wie in den anderen Texten üblich, die<br />

Perspektive mitten aus der Situation (Reisen) heraus bestimmt, sondern die Wahrnehmung<br />

vielmehr auf einen Standpunkt in größter Distanz zum Geschehen bzw. seinen Schauplätzen<br />

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