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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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2. Kleine Dinge als Schlüssel zu innerer Weite<br />

<strong>Das</strong> yongwu-Subgenre 540 mit seiner Metaphorik der kleinen Dinge bildete ein<br />

ästhetisches Gegengewicht zur Landschafts- und Reisedichtung und war auf dem Höhepunkt<br />

von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s dichterischem Wirken, also um die Wende vom zwölften zum dreizehnten<br />

Jahrhundert, literarische Mode. 541 Daß sich <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> auf diesem Gebiet entsprechend<br />

hervortat, war also schon von außen betrachtet naheliegend. Doch stellt sich zunächst die<br />

Frage, ob zur dichterischen Aufmerksamkeit für kleine Dinge der belebten Natur (Blumen,<br />

Bäume, kleine Vögel, Insekten etc.) mehr als nur das Vergnügen an feinsinniger Spielerei<br />

antrieb. <strong>Das</strong> folgende yongwu-shi <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, das zu den bekannteren Sieben-Silben-<br />

Vierzeilern im Neuen Stil gehört, ermöglicht dem Leser durch sein ungewöhnlich langes<br />

Vorwort einen direkten Blick auf den gedanklichen Hintergrund, der mit der Betrachtung <strong>des</strong><br />

Gegenstan<strong>des</strong> transparent wird:<br />

MOOSPFLAUMENBÄUME BEIM HEIMATDORF DES XIANG 542<br />

<strong>Das</strong> Heimatdorf <strong>des</strong> Xiang ist das Heimatdorf <strong>des</strong> Königs Xiang Yu. Es liegt<br />

etwa zwanzig li südwestlich von der Kreisstadt Shanyin. In dieser Gegend gibt es<br />

viele “Weidenpflaumen-” (yang mei: Gagel, bzw. Myrica; d.V.) und<br />

“Moospflaumenbäume” (tai mei), die auf der ganzen Welt nicht ihresgleichen<br />

haben. Wang Xingzhi dichtete auf die Weidenpflaumen im Dorf <strong>des</strong> Xiang das<br />

folgende: ”Zehntausend rotblühende Zweige gleichen jetzt aber / den drei Monde<br />

währenden Feuern in Xianyang.” Als ich neuerdings einen Schößling der<br />

Moospflaume erhielt, ergriff mich ein ungemein tiefes Erstaunen über das<br />

Altertum; <strong>des</strong>halb verfaßte ich ein Gedicht im Sieben-Silben-Metrum.<br />

Wieviele Pflaumenbäume tanzen in dem alten Heimatland<br />

Des Generals, der nach dem Hirschen ging und nicht mehr heimwärts fand?<br />

項里苔梅<br />

項里項王之里也<br />

在山陰西南二十<br />

餘里.地多楊梅.<br />

苔梅皆妙天下.<br />

王性之賦項里楊<br />

梅云.只今枝頭<br />

萬顆紅.猶似咸<br />

陽三月火.予今<br />

得苔梅一株.古<br />

怪特甚.為作七<br />

言.<br />

舊國婆娑幾樹梅<br />

將軍逐鹿未歸來<br />

540 Mit der Verwendung dieses Begriffes folge ich Stephen Owen und anderen. Owen unterschied für die<br />

westliche Sinologie zuerst die Begriffe “genre” (Gattung) und “subgenre” als Bezeichnung der formalen und<br />

metrischen Klassifikation einerseits und <strong>des</strong> inhaltlichen Gegenstan<strong>des</strong> sowie <strong>des</strong> äußeren Anlasses andererseits.<br />

(Vergleiche: Owen, Stephen; Poetry of the Early T’ang; 1977, S. 445, Anmerkung 13 & Fong, Grace; Wu<br />

Wenying and the Art of Southern Song Ci Poetry; 1987, S. 78 & Wan, Liu; S. 95)<br />

541 Vergleiche Lin; Transformation; S. 36 und 41<br />

542 BSJ; S. 48<br />

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