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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Aussage noch nicht alles gesagt zu sein. Die in Vers 2 enthaltene Wendung menschenscheue<br />

Goldammer 避人黃鳥 bezieht sich wohl, wenn auch nicht ganz wörtlich, auf die Dichtung<br />

„Gelbe Vögel“ 黃鳥 im zweiten Teil <strong>des</strong> „Buches der Lieder“ (Shi jing) 158 . Abstrahiert man<br />

von den unterschiedlichen, historischen und gelehrten Interpretationen, die sämtliche Texte<br />

<strong>des</strong> Shi jing überlagern, so bleibt zumin<strong>des</strong>t folgender Grundriß <strong>des</strong> Inhaltes übrig:<br />

Der Sprecher befindet sich alleine unter einem fremden Volk, bei dem er sich nicht<br />

aufgenommen fühlt. Seine Unsicherheit und Sehnsucht in die Heimat zurückzukehren<br />

veranlassen ihn, die „gelben Vögel“ (möglicherweise waren auch hier Pirole gemeint 159 ), die<br />

ihn vermutlich bis dorthin auf dem Weg begleitet haben, anzusprechen. Im Gesang beschwört<br />

er ihre Scheu vor seiner und überhaupt vor Menschennähe. Sie sollen sich nicht niederlassen<br />

im Weizen, auf dem Maulbeerbaum, auf dem Ruder <strong>des</strong> Bootes, bevor nicht er, der ruhelose<br />

Wanderer wieder heimgekehrt ist.<br />

<strong>Das</strong> daraus ableitbare Motiv der Entwurzelung aus der Heimat und der verzweifelten<br />

Wanderschaft fügt sich tatsächlich in den größeren Themenkreis von <strong>Jiang</strong>s Dichtung.<br />

Zusätzlich ist ja die Wiederkehr <strong>des</strong> Flußjungen aus der Stadt entfernt sinnverwandt, da dieser<br />

sich dort ähnlich fremd gefühlt haben dürfte, wie der Sprecher der älteren Dichtung unter<br />

einem fremden Volk und sein Kommen das Fortfliegen der scheuen Vögel verursacht.<br />

Neben der klaren stilistischen Beeinflussung durch Fan Chengda, bleibt hier also auch ein<br />

Festhalten an der eigenen Thematik und dem persönlichen Stil.<br />

6.2. Rezeption der Tang-Dichtung<br />

<strong>Das</strong> letzte Textbeispiel dieses Abschnitts gehört zu den Regelgedichten im Neuen Stil mit<br />

fünfsilbigem Versmaß, die eine der kleinsten Gruppen innerhalb <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es bilden. Es<br />

berichtet von einer Wanderung mit dem Freund Guo Pu Weng auf den „Drachenschwanz-<br />

Berg“, der östlich der Präfekturhauptstadt Jiankangfu (Nanjing) lag und besser noch als<br />

„Becherberg“ 鍾山 bekannt ist 160 . Wir wissen bereits, daß Guo zu den engsten<br />

Dichterfreunden <strong>Jiang</strong>s während seines Aufenthaltes bei Zhangjian gehörte und eine Zeit<br />

seines Lebens buddhistische Ordenskleidung getragen hatte. Auf dem Berg soll sich damals<br />

ein Kloster befunden haben, das Ziel der Wanderung war 161 . Außerdem zählte er zu den<br />

historischen Stätten, da der Feldherr Zhu Ge Liang während der Zeit der Drei Reiche (220-<br />

157 Schmidt; Stone Lake; S. 83f.<br />

158 Legge, James; The Chinese Classics; (Reprint) Taibei 1992; Vol.IV, Part II, Book IV, Ode III, S. 301<br />

159 ZWDCD: 48904.729.1&2<br />

160 Liu, Naichang; S. 45-46 & LDJ; 59-60 4/1<br />

161 Liu, Naichang; ebenda<br />

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