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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Zyklus „Zwanzig Gedichte vom Weintrinken“ 155 . Keine Dichtung Taos hat im Nachhinein<br />

größeren Einfluß auf die Bildung <strong>des</strong> Genres geübt als dieser Zyklus, und kein einzelnes<br />

Gedicht darunter wurde berühmter als dasjenige, aus dem soeben zitiert wurde. Die drei<br />

Worte 無車馬 („kein / Wagen / Pferd“) lassen den Bezug unüberhörbar anklingen: die Stille<br />

der ...vorstadt – identisch mit der Umgebung in Taos Gedicht - nimmt den dort Wohnenden<br />

vom Geschehen im Zentrum der Mauern aus, überläßt ihn der in ihm andauernden Ruhe, mit<br />

der er die Rand-Ereignisse an sich vorüberziehen sieht.<br />

Doch diese Anspielung ist zu offensichtlich, um vieles auszusagen. Was dieses Gedicht<br />

zunächst bestimmt, ist die völlige Ausschaltung <strong>des</strong> Ichhaften, ein Strukturelement, das in den<br />

Gedichten Taos ebenso mitunter zum tragen kommt. Alle aufkommenden Untertöne einer<br />

natürlichen Heiterkeit, die dem abgelegenen Vorort innewohnen mag, erklingen bereits in<br />

sich gedämpft; aber noch innerhalb dieser Dämpfung zucken die Reflexe <strong>des</strong> Lichtes auf, wie<br />

um <strong>des</strong>sen versteckte Anwesenheit unter Beweis zu stellen. Dies läßt sich zunächst an einem<br />

Vergleich der Bilder im ersten Couplet beobachten. (Die aus Gründen der Syntax in der<br />

Übersetzung teils verkehrte Reihenfolge der Bilder mußte in Kauf genommen werden):<br />

1. : 花 倒 垂<br />

Blumen hängen tief herab =<br />

trübes Regenwetter ⇒<br />

2. : 避人 黃鳥<br />

Die Goldammer...menschenscheu =<br />

Scheue (Abgrenzung), aber auch Farbigkeit ⇒<br />

籬落青青<br />

...grünenden Garteneck = Frühling<br />

(helle Jahreszeit)<br />

雨中 飛<br />

...fliegt...im Regen drüber weg =<br />

verschwindet, sobald sie aufgetaucht<br />

Einem häufig verwendeten klassichen Muster zum Aufbau <strong>des</strong> Vierzeilers im Neuen Stil<br />

folgend, demnach der dritte Vers die räumliche Struktur der ersten beiden aufbrechen kann,<br />

um im letzten eine überraschende Wendung zu ermöglichen, wird nun die deutlich<br />

herauslesbare Anspielung auf das bekannte Gedicht <strong>des</strong> Tao Yuanming in den Vers<br />

eingeflochten. Die ländliche Stimmung der Szenerie stimmt mit den Assoziationen, die durch<br />

den Kunstgriff unmittelbar geweckt werden, soweit überein, daß nun beispielsweise ein<br />

Hinweis auf den Standpunkt <strong>des</strong> Beobachters, der etwa dem <strong>des</strong> zurückgezogenen <strong>Dichters</strong><br />

Tao ähnlich wäre, am Platze scheint. Damit wäre der Intention einer Annäherung an das<br />

stilisierte Bild <strong>des</strong> ländlichen Dichter-Eremiten auf direktem Wege entsprochen worden.<br />

155 Yin jiu er shi shou ; in: Lu, Qinli (Hg.); Tao Yuanming ji; S. 89<br />

war.<br />

88

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