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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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weitestgehenden Anforderungen an das handwerkliche Können <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> voraussetzen.<br />

<strong>Das</strong> Formideal der Gedichte im Neuen Stil („Regelgedichte“, lü shi) setzte eine strenge<br />

Achtung der metrischen Vorgaben voraus, während die Dichtung im Alten Stil nur in der<br />

Länge der Verse äußerlich der aus ihr hervorgegangenen Form ähnelt, der stilistische Akzent<br />

aber eher auf der größeren metrischen Freiheit, mithin auf einer ausgeprägteren rhythmischen<br />

Variabilität liegt. Von daher ist in einem so geschlossenen Gebilde wie dem Vierzeiler im<br />

Neuen Stil die Variante mit dem längeren Versmaß die anspruchsvollere, da demselben<br />

Formideal nur durch eine komplexere Struktur nahegekommen werden kann. Analog hierzu<br />

geht die Tendenz in <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Gedichten im Alten Stil häufig dahin, einen<br />

überraschungsvollen und spannungsgeladenen Wechsel von oft zeitlich aneinandergereihten<br />

Aspekten, Stimmungen, Gedanken zu gestalten, in dem das metrische Gerüst nur eine die<br />

Sprechweise stützende Funktion hat. Ein längeres Versmaß nimmt also mehr Wortmaterial<br />

auf, ohne dabei notwendig höhere Anforderungen an das dichterische Können zu stellen.<br />

Gleichzeitig verführt es aber auch leicht zu einer prosodischen Trägheit, zumal der, in der<br />

gerade bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> überwiegenden Stilart, wichtige Wechsel von Vers zu Vers zwei Silben<br />

länger auf sich warten läßt.<br />

Hier ist noch nicht der Ort, wo eine formale und inhaltliche Textanalyse Einzelheiten und<br />

größere Zusammenhänge verbinden soll, doch ein Vergleich der verschiedenen Formen<br />

innerhalb der Textgattung anhand von Beispielen ist angebracht. Dabei werden zunächst die<br />

beiden bevorzugten Textformen im Vordergrung stehen und dann mit dazwischenliegenden<br />

verglichen. Um die Begegnung mit den Gedichten nicht länger hinauszuzögern, wird von<br />

Anfang an überwiegend mit Beispielen umgegangen, die innerhalb <strong>des</strong> Kapitels ganz dem<br />

Zweck einer Einführung in die verschiedenen lyrischen Formen dienen. Interpretationen<br />

haben den Anspruch gründlich zu sein, bleiben aber vorerst noch allgemeineren Aspekten<br />

untergeordnet.<br />

2. Dichtung im Alten Stil<br />

Zu den folgenden beiden Beispielen, insbesondere aber dem ersten, ist vorab zu<br />

bemerken, daß es sich um Gedichte aus Zyklen handelt, die eine zusätzliche Bedeutung erst in<br />

der ihnen zugedachten Stellung innerhalb der jeweiligen Textgruppe verdanken. Hier werden<br />

sie als Einzelbeispiele untersucht, um zunächst zu zeigen, wie <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> mit den formalen<br />

und inhaltlichen Möglichkeiten <strong>des</strong> Alten und Neuen Stils umgeht. <strong>Das</strong> erste Beispiele steht<br />

an siebter Stelle <strong>des</strong> fünfzehnteiligen Zyklus „Gedichte über das Reisen von einst“ ©õ¹C¸Ö<br />

(Xi you shi), der vermutlich um 1201 entstand und in dem der Autor einen Teil seiner eigenen<br />

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