29.10.2013 Aufrufe

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Daß Li Yu in seinen späten ci dazu neigte, in die sinnliche Frische der ci-Dichtung auch<br />

philosophische, sogar beinahe weltanschauliche Elemente einzuführen und damit<br />

nachfolgenden Dichtern tatsächlich den Weg wies, bedeutet nun nicht, daß diese Tendenz die<br />

Gesamtentwicklung dogmatisch bestimmte. Der wahre und ursprüngliche Charakter der<br />

Gattung blieb ihre Ungebundenheit gegenüber weltanschaulichen Werten.<br />

Einer, der diese Möglichkeiten zwar erst aus Not, dann aber mit um so größerem Erfolg,<br />

zu nutzen wußte, war Su Shi, <strong>des</strong>sen Motivation in der ci-Form zu dichten vermutlich aus<br />

zwei Richtungen kam 187 . Einerseits wird der Anfang seiner ernsthaften Beschäftigung mit<br />

dieser Gattung in Verbindung mit einem politischen Prozeß gebracht, in dem ein Großteil<br />

seiner Schriften, vor allem auch seine Gedichte in shi-Form als Beweisstücke der Anklage<br />

gegen ihn verwendet worden waren und <strong>des</strong>sen äußerst glimpflicher Ausgang ihn dazu<br />

nötigte, sich als Schriftsteller möglichst unauffällig zu verhalten. Unter diesen Umständen bot<br />

sich die ci-Form als das am ehesten geeignete Ausdrucksmittel an, denn die wenigen ci, die<br />

Su vor dem Prozeß geschrieben hatte, sollen als einzige literarische Dokumente nicht unter<br />

den Akten der Anklage gewesen sein, da sie allein aufgrund ihrer Gattungszugehörigkeit für<br />

unbedeutend gehalten wurden! Andererseits machte er aus seiner Zufluchtsstätte ein<br />

Experimentierfeld, auf dem er seinen in der shi-Form bereits voll entwickelten Stil praktisch<br />

überdachte. <strong>Das</strong> bedeutet, daß er zwar das volle inhaltliche Spektrum samt <strong>des</strong>sen Zuschnitt<br />

auf seine eigene Person aus der einen Gattung in die andere übertrug und damit vor allem die<br />

Konvention der weiblichen Stimme provokativ durchbrach, aber auch jenes „Unbehagen“<br />

hinsichtlich <strong>des</strong> Verstricktseins in die eigenen Gefühle, mit denen doch der shi-Dichter<br />

souverän und philosophisch umgehen sollte - hier sei an <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Assoziation von Dichtung<br />

mit Kälte im Gegensatz zur gierigen Hitze <strong>des</strong> Krieges erinnert -, ablegte und sich selber<br />

„emotionale Gelassenheit oder Erleichterung“ von den Zwängen der shi-Form erlaubte. 188<br />

<strong>Das</strong> folgende Textbeispiel in einer Übersetzung von Marion Eggert wird auf die Zeit von Su<br />

Shis erster Verbannung nach Huangzhou datiert, die ihn im Alter von siebenunddreißig<br />

Jahren traf und läßt schon auf den ersten Blick eine klare Beziehung zur damaligen Situation<br />

<strong>des</strong> Autors erkennen:<br />

187 Im folgenden stütze ich mich auf die Untersuchungen Ronald Egans in: Su Shi; S. 325-327<br />

188 Zitiert und übersetzt nach Egan; Su Shi; S. 326 & 327<br />

105

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!