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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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DER UNSTERBLICHE AM STROM (Lin jiang xian) 189<br />

Vom nächtlichen Zechen ernüchtert und wieder betrunken<br />

kehre ich heim wohl gegen Mitternacht.<br />

Durchs Tor hör ich <strong>des</strong> Schließers Donnerschnarchen,<br />

der auch von meinem Klopfen nicht erwacht.<br />

Auf meinen Stab gestützt, lausch ich<br />

<strong>des</strong> Stromes Ton.<br />

Lang schon verdrießt es mich: daß dieser Leib<br />

nicht ganz mein eigen ist. Warum denn bleib<br />

ich noch verhaftet all dem Tun und Treiben?<br />

Windstill die späte Nacht, <strong>des</strong> Stromes Seide eben.<br />

Ein kleines Boot legt ab, trägt diesen Rest von Leben<br />

zum Meer davon.<br />

臨江仙<br />

夜飲東坡醒復醉<br />

歸來彷彿三更<br />

家童鼻息已雷鳴<br />

敲門都不應<br />

倚杖聽江聲<br />

長恨此身非我有<br />

何時忘卻營營<br />

夜闌風靜縠紋平<br />

小舟從此逝<br />

江海寄餘生<br />

Trotz oder gerade wegen ihrer Kühnheit waren die Innovationen Su Shis schon unter den<br />

Zeitgenossen umstritten. Zu stark wog das Argument, seine Texte seien im Grunde<br />

unmusikalisch 190 und widersprächen dem Geist der Gattung. Eine Dichterin, die<br />

diesbezüglich scharf trennte, war Li Qingzhao (1084-ca.1151). Ihr Stil fordert zwar weniger<br />

die ästhetische Konventionalität <strong>des</strong> Zeitgeistes heraus, ist dafür aber auch frei von nach<br />

Effekt heischenden Momenten, die die Errungenschaften Sus im Vergleich mit<br />

zeitgenössischen oder zeitnahen Meisterwerken, deren Autoren nicht erst zum mutwilligen<br />

Stilbruch greifen mußten, um Ungewöhnliches bis Einzigartiges zu erreichen, doch etwas zu<br />

trüben scheinen. Die ci der Li Qingzhao überraschen weniger formal und inhaltlich, als durch<br />

189 Übersetzung und Originaltext in: Hefte für ostasiatische Literatur; 1995, Nr. 19, S. 57 <strong>Das</strong> Original fand<br />

außerdem in die Auswahl von ci <strong>des</strong> Su Shi in CX; S. 57 Aufnahme, wo auch zwei Anspielungen auf Zhuangzi,<br />

die hier nicht näher erläutert werden, angemerkt sind.<br />

Eggerts Übersetzung verfolgt offenkundig nicht das Ziel, die metrische Form <strong>des</strong> chinesischen Textes<br />

proportional zu übertragen; dennoch gelingt es ihr streckenweise in eine, dem Leser <strong>des</strong> chinesischen Textes<br />

vertraut vorkommende Rhythmik einzutauchen, die den Gedankenstrom <strong>des</strong> Gedichtes näherbringt als eine<br />

proportionalere Wiedergabe von Inhalt und Form es wohl vermag. Weniger angemessen mag dagegen das<br />

Weglassen <strong>des</strong> Orts- und hao-Namens Dongpo (Vers 1) erscheinen, durch den der Dichter hier vor allem sich<br />

selber und seinen damaligen Zustand (Exil in Huangzhou) hervorhebt und damit für die Gattung ungewöhnlich<br />

klare, persönliche Hintergründe <strong>des</strong> Textes festlegt.<br />

190 Leider kann dieses häufig wiederholte und teils in entgegengesetzte Richtungen gewendete Argument heute<br />

nicht mehr überprüft werden, da die Meldodien, auf die Su seine Texte dichtete, nicht überliefert sind.<br />

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