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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Es heißt, am Yangzi dauerts sechs Monate nicht,<br />

Bis sich der Sonnenstrahl grad’ auf gezogenen Schwertern bricht.<br />

Was schenke ich Euch, um die sengende Hitze zu kühlen:<br />

Der Schnee ist ja Dichtung und Schnee das Gedicht! 147<br />

人道長江無六月<br />

日光正射青蘆葉<br />

何以贈君濯炎日<br />

雪即是詩詩是雪<br />

Die Kälte <strong>des</strong> Schnees wird zur Kälte der Dichtung, die die Hitze eines bevorstehenden<br />

Gefechtes, vielleicht eines vorausgeahnten Krieges, nicht bis ins Innere dringen läßt, die den<br />

geistigen Raum, in dem sich die Freunde vereint wissen, bewahrt.<br />

6. Gelegenheitsdichtung<br />

Zum Abschluß dieses Überblicks möchte ich voreiligen Schlüssen und<br />

Fehlinterpretationen vorbeugen, die die bisher herausgestellten und betonten Charakteristika<br />

als vollständige Repräsentation <strong>des</strong> <strong>Werk</strong>es verstehen würden. Natürlich gibt es<br />

Abweichungen von den bisher dargelegten Schwerpunkten - und zwar etliche -, die das Profil<br />

<strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> erst schärfen. In ihnen zeigt sich auch der Einfluß <strong>des</strong> literarischen Zeitgeistes,<br />

mit seiner vor allem durch stilistische Beweglichkeit, Humor und Sinn für die Wahrnehmung<br />

<strong>des</strong> Alltäglichen geprägten Vielfalt.<br />

Ich möchte nun abschließend zwei weitere Textbeispiele vorstellen, deren einzige<br />

Gemeinsamkeit - neben der Zugehörigkeit zur Gattung shi - darin besteht, daß sie im Umgang<br />

mit vertrauten Freunden entstanden. Besonders unter den Metren, die im Gesamtwerk seltener<br />

vertreten sind und die großteils auch qualitativ gegenüber den bevorzugten Versformen<br />

zurückfallen 148 , ist diese Eigenschaft häufig. Es ist sehr wahrscheinlich, daß <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong><br />

keinesfalls ein Schnell-, bzw. Gelegenheitsdichter war. Unter den shi sind die meisten<br />

herausragenden Gedichte in Zyklen, die über längere Zeiträume entstanden, zusammengefaßt.<br />

Bei Einzeltexten ist die Zahl derer groß, die durch Titel oder Inhalt unmittelbaren Bezug auf<br />

eine Person oder ein bestimmtes Ereignis verraten. Es ist sehr naheliegend, daß es sich bei<br />

solchen Texten häufig um Gelegenheitsdichtungen handelt, unter denen auch stilistische<br />

Experimente zu finden sind, die weniger die ausgereifte Sprache <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong>, als vielmehr<br />

literarische Einflüße und Tendenzen widerspiegeln. An den folgenden zwei Beispielen<br />

147 BSJ; S. 20<br />

148 Diese Einschätzung teile ich weitestgehend mit Hu Ming, der sie in seinem Kapitel über <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> geltend<br />

macht. Allein die Mengenverhältnisse unter den Gedichten im Neuen Stil, bei denen drei von vier insgesamt<br />

verwendeten metrischen Formen nicht einmal die Hälfte der Anzahl der Texte ausmachen, lassen kaum einen<br />

Zweifel daran zu, daß unter den nur sporadisch verwendeten lyrischen Formen mehrere Gelegenheitsgedichte zu<br />

finden sind.<br />

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