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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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überraschungsreiche Entfaltung von Handlung und Geschehen. Diese übrigen Partien<br />

bestehen überwiegend aus der deutlichen Mehrzahl von Gedichten, in denen<br />

Wasserlandschaften dominieren. Die Gedichte 1 bis 7 zählen insgesamt nur sechsundachtzig<br />

Verse und wirken so als Gruppierung nicht nur inhaltlich, sondern auch formal wechselhafter<br />

und rascher bewegt. <strong>Das</strong> wird noch durch die viermalige Verwendung der Vokabel hu 忽<br />

(„plötzlich“, „jäh“, „jählings“) 458 zusätzlich unterstrichen. Im ganzen Zyklus steht deren<br />

häufige Verwendung (insgesamt neun Mal) für eine Unberechenbarkeit <strong>des</strong> Schicksals und (!)<br />

der Wahrnehmung, die auch dann übrigbleibt, wenn sich in den Wasserlandschaften der<br />

Gedichte 13 und 14 die Wogen der ersten sieben Gedichte endgültig geglättet zu haben<br />

scheinen. In den „Berg-Gedichten“ wird sie an keiner Stelle angetroffen, auch wenn sich der<br />

Wanderer dort nicht zielsicherer fortbewegt.<br />

Um diese vorläufige Beschreibung struktureller Zusammenhänge abzuschließen, ist noch<br />

festzuhalten, daß sich die wechselhafte Dynamik, die dem subjektiven Willen anscheinend<br />

keinen Einfluß gewährt, ihn vielmehr noch gefangenhält, einer versteckten Entwicklung fügt,<br />

die durch eine gewisse Anordnung landschaftlicher Gegensätze und deren Auswirkung selbst<br />

auf sprachliche Formen, Kontur annimmt. Ein Ausweg aus dieser „determinativen“ Dynamik,<br />

ein endgültiges Zur-Ruhe-Kommen für den Willen gibt es nicht, wohl aber einen Aus-Blick,<br />

der sich im letzten Gedicht (15) durch das Zusammentreffen mit einem anonymen Einsiedler -<br />

die einzige erwähnte Begegnung mit einem Einzelnen - eröffnet. Der Inhalt dieses Gedichtes<br />

weist fast unverhohlene Parallelen zu <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, nur wenige Jahre später entstandenen<br />

Vorwort zur Poetik auf, weshalb das Ende der folgenden Interpetation <strong>des</strong> Zyklus und das <strong>des</strong><br />

Kapitels über den „Rückzug in die Dichtung“ mit diesem Vergleich zusammenfallen wird.<br />

2.2. Dichterische Inspiration und eigener Stil<br />

In seiner „Studie zur <strong>Dichters</strong>chule der Flüsse und Seen“ 459 wendet sich Zhang<br />

Hongsheng gegen die von Xia Chengtao nicht näher erläuterte Behauptung, es gebe einige<br />

stilistische Parallelen zwischen den shi-Dichtungen Lu Guimemgs und <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, die dafür<br />

sprächen, daß sich letzterer tatsächlich mit dem <strong>Werk</strong> <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> der späten Tang-Zeit<br />

auseinandergesetzt habe. Nach Zhang fand eine Auseinandersetzung nur mit der Legenden<br />

auf sich ziehenden Persönlichkeit Lus, nicht mit seinem <strong>Werk</strong> statt:<br />

Die künstlerischen Wurzeln der Dichtungen <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s werden seit jeher unter Berufung<br />

auf das Urteil <strong>des</strong> Yang Wanli, „An seinen Texten spart er keine Mühe und darin ähnelt er<br />

sehr dem Lu Guimeng“, darauf zurückgeführt, daß er die <strong>Werk</strong>e <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> der späten<br />

Tang, Lu Guimeng, studierte.<br />

458 Gedicht 1, 3, 5 und 6<br />

459 <strong>Jiang</strong>hu shi pai yan jiu; Beijing 1995<br />

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