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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Liebesdichtung den ci, Freundschaftsdichtung den shi -, auch in der anderen nicht selten<br />

auftauchen. <strong>Das</strong> Zusammenführen mehrerer literarischer, bzw. persönlicher Motive in einem<br />

gemeinsamen Kontext ist ein Merkmal seines Stils in beiden Gattungen, auf das im zweiten<br />

Teil detaillierter eingegangen wird. Besonders deutlich zeigt sich diese Tendenz u.a. unter<br />

den Sieben-Silben-Vierzeiler im Neuen Stil, genauer in den vier der insgesamt sechs<br />

Gedichtzyklen, die das Gesamtwerk einschließt. Hier ist die inhaltliche Prägung durch das<br />

herkömmlicherweise eher der ci-Dichtung vorbehaltene Liebesmotiv so stark, daß es dem<br />

Herausgeber eines kommentierten Ban<strong>des</strong>, der ausschließlich diesen Teil von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s<br />

<strong>Werk</strong> umfaßt, sogar einfiel die Thematik mit derjenigen in „Die Leiden <strong>des</strong> jungen Werther“<br />

zu vergleichen. 135 Eine Idee, die mir im Hinblick auf den Gefühlsgegenstand nicht unbedingt<br />

abwegig erscheint, wenn auch <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Ich anders damit umgeht, als Werther.<br />

Für die Literatendichtung, die als Ausdrucksform für Personen einer die Öffentlichkeit<br />

repräsentierenden Führungsschicht gewertet wurde, ist eine solche Thematik, dazu in dieser<br />

Häufigkeit, allemal ungewöhnlich. Bedeutende Dichter, die ihr in ihrem <strong>Werk</strong> ähnlich viel<br />

oder mehr Spiel einräumten - wie etwa Li He (791 - 819), Du Mu (803 - 852), Li Shangyin<br />

(813? - 858), Li Yu (937 - 978) oder Liu Yong (987 - 1053) - bedurften in den Augen<br />

posthumer Kritiker dafür der Rechtfertigung durch den Blick eines Lesers, der seinerseits<br />

öffentliches Ansehen zu verdienen hatte und sie somit gleichsam aus der Dubiosität erlöste.<br />

Ein solcher Leser war z.B. Wang Guowei, <strong>des</strong>sen gezielte und selbstbewußt differenzierende<br />

Argumentation mit Blick auf Li Yu und <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> im folgenden Abschnitt bereits<br />

ausschnittsweise verfolgt und diskutiert wird.<br />

<strong>Das</strong> Themenspektrum <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s ist, verglichen mit dem einiger bedeutender<br />

Zeitgenossen, verhältnismäßig eingeschränkt. <strong>Das</strong> kann nicht nur auf die ohnehin geringe<br />

Menge der Gesamtüberlieferung zurückgeführt werden, obwohl es einzuleuchten scheint, daß<br />

deutlich produktivere Zeitgenossen wie Lu You (über neuntausend shi) oder Yang Wanli<br />

(über viertausend) eher zur Themenvielfalt neigten. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> hält sich mit Vorliebe an<br />

Themenbereiche, die zum größten Teil ohne Schwierigkeiten aufeinander abstimmbar sind<br />

oder gar auseinander hervorzugehen scheinen, wie: Trennung von der Heimat,<br />

Unterwegssein, Rückzug vom öffentlichen Wirken für andere in ein privates, individuelles<br />

(die Dichtung), unerfüllte Liebe. Dadurch ergibt sich innerhalb seines <strong>Werk</strong>es, besonders aber<br />

unter den shi, ein scheinbar recht eindeutiges Bild seiner von Enttäuschungen, Mißerfolg,<br />

Verzicht und Rückzug geprägten Persönlichkeit. Zurecht ist diese Selbstdarstellung <strong>des</strong><br />

135 Wong, Shiu Hin; <strong>Jiang</strong> Baishi qi jue shi jiu shi yi shou xiao jian; Hong Kong 1972; S.7.<br />

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