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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Zur übersichtlichen Interpretation <strong>des</strong> Textes und um ausufernde Detailanalysen an<br />

einigen fraglichen Stellen auszusparen, wird der Text hier unter drei Hauptaspekten, die sich<br />

nicht von vornherein auf die zuletzt formulierte, zentrale Interpretationsfrage, sondern auch<br />

auf den historisch-politischen Aussagegehalt und seine Bewertbarkeit beziehen, abgehandelt:<br />

I. Drachen: rechtmäßige Herrschaft oder Bedrohung?<br />

Der Text wird über weite Strecken - Vers 1-8; 9-16; 17-22; 23-30 und 31-38 - von einer<br />

Drachenmetaphorik bestimmt, wobei der Drache in der ersten Strophe als das Symbol der<br />

rechtmäßigen Gewalt gegenüber den Räuberhöhlen im Sumpfgebiet von Yunmeng eingeführt<br />

wird. Der Drache verkörpert in diesem Zusammenhang die Macht <strong>des</strong> legitimen, nach dem<br />

Willen <strong>des</strong> Himmels regierenden Herrschers und nicht, wie später in Gedicht 10 als<br />

„Wasserdrache“, das dunkle, im Wasser verborgen liegende Chaos. In den<br />

Strophenabschnitten, die nach den einleitenden Versen 1 bis 8 folgen, wirken jedoch die<br />

Erscheinungen der Drachen oder drachenähnlichen Wesen - worauf die Formulierung<br />

Schuppentier (蜿蜒)schließen läßt - äußerst zweideutig. Diese Wirkung erklärt sich vor allem<br />

aus ihrer unentschiedenen Lage zwischen Himmel und Wasser (siehe Vers 15-16 und Vers<br />

33). Wenn sich der Drache als höchstes Wesen im Himmel nicht von selber dort halten kann,<br />

ist die Herrschaft bedroht. 478 Die Rolle <strong>des</strong> Wassers als Versteck dämonischer Kräfte, von<br />

denen die vielfältigsten Gefahren herrühren, wird nun noch einmal ausgespielt, nur ist die<br />

durch diese Gefahren bedingte Lage hier vorerst nicht mehr die eines einzelnen Ichs, sondern<br />

wird - durch die Verbindung mit dem Drachen - zur politischen Lage verallgemeinert.<br />

Dieser Sinnzusammenhang wird durch die Deutung der nacherzählten Ereignisse - der<br />

wunderbaren wie der historischen - mit Bezugnahme auf den Spruch <strong>des</strong> Drachenahnen (Vers<br />

29-30) erst konkretisiert. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> läßt damit durchblicken, daß die Ereignisse, wie sie von<br />

ihm bis Vers 30 einschließlich geschildert werden, im Kern eine Wiederholung der schlechten<br />

Omen vor dem Untergang <strong>des</strong> Qin-Reiches (221-207 v.Chr.) darstellen. Zum Vergleich hier<br />

der betreffende Ausschnitt vom Bericht <strong>des</strong> Sima Qian:<br />

Im sechsundreißigsten Jahr...fiel über Dongjun ein Meteorit vom Himmel. Nachdem er in<br />

die Erde eingeschlagen war, wurde er zum Felsen. Einer aus dem gemeinen Volk hatte darauf<br />

folgen<strong>des</strong> eingraviert: „Wenn der Erste Gottkaiser stirbt, wird die Erde geteilt werden.“ Als<br />

der Erste Gottkaiser davon hörte, entsandte er hohe Beamte, um dem nachzugehen. Als<br />

niemand willens war (auf ihre Fragen zu antworten), ließen sie alle, die in der Umgebung <strong>des</strong><br />

478 Der Drache ist im Yijing das Symboltier innerhalb der Orakelsprüche zum Hexagramm „Himmel“ °®. Dort<br />

heißt es, der wahre Herrscher würde seine Aufgabe erfüllen, wenn der Drache sich über alle Dinge unter dem<br />

Himmel erhebt: „Fliegender Drache am Himmel./Fördernd ist es, den großen Mann zu sehen.“ (Wilhelm,<br />

Richard; I Ging - Text und Materialien; 1973, S. 29)<br />

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