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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Ein Vergleich beider Textarten zeigt, daß sie ineinander übergehen. Hier wie dort scheint<br />

der Dichter gleichmäßig stark auf sein Inneres konzentriert, daß einen Ausweg aus seiner<br />

Zerworfenheit mit dem eigenen Schicksal und der tiefen Enttäuschung über die ihm<br />

widerfahrene Ungerechtigkeit (Exil in Huangzhou) sucht. Während das Vorwort von einem<br />

persönlichen Erlebnis erzählt, sprechen die Verse ein ebensolches Empfinden aus. Die Einheit<br />

beider Teile klingt in einer aus derselben Erfahrung herrührenden Stimme durch. Mit Egans<br />

Worten ging es Su in seinen Huangzhou-ci darum, zu zeigen,<br />

daß er selbst in einer trüben und weltfernen Yangzi-Stadt Zufriedenheit finden konnte. Er<br />

wollte demonstrieren, daß er sich über all die Ängste (wegen seiner Zukunft) und<br />

Frustrationen (über das Vergangene), von denen wir erwarten würden, daß sie seinen Geist<br />

aufzehrten, erheben konnte. (...) Für dramatisierende Darstellungen dieser Art war die ci-<br />

Form besonders geeignet. In ihr konnte Su Shi sich selber zeichnen, wie er sich bedenkenlos<br />

für das Einnicken neben einem mondbeschienenen Flußlauf entscheidet... 225<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> blieb zwar von der Erfahrung <strong>des</strong> Verbannt- und Verfolgt-Werdens verschont,<br />

aber auf den Genuß <strong>des</strong> persönlichen Erfolgs in diesem Bereich mußte er ebenso zeitlebens<br />

verzichten, und seine gleichbleibend aussichtslos verlaufene Lebensbahn hat ihn gewiß nicht<br />

weniger Bitterkeit schmecken lassen, als einen Su Shi das Auf-und-Ab seiner Karriere. Eben<br />

weil hinsichtlich einer Vorliebe für die Kombination aus narrativem Vorwort und ci-Dichtung<br />

ein gewisser Einfluß Sus auf <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> wahrscheinlich ist, interessiert die strukturelle<br />

Differenz, die zwischen den Methoden beider Dichter sichtbar wird.<br />

An den folgenden zwei Textbeispielen wird deutlich, daß ein ambivalentes Verhältnis von<br />

Stimme und Person in <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s ci-Dichtung allen anderen Wirkungen seines Stils<br />

vorausgeht. Zum Vergleich stehen zwei, zeitlich vermutlich weit auseinanderliegende und<br />

inhaltlich sehr verschiedene Dichtungen, die aber dasselbe Motiv, nämlich die kurzlebige<br />

Blüte der Pfingstrosen verbindet. „Yangzhou“ (Yangzhou man; 1176) gilt als das früheste<br />

unter den überlieferten ci <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s und entstand, dem Vorwort zufolge, während einer<br />

Wegpause bei der in den Grenzkriegen zwischen Jin und Song (1127-38 und 1161) allmählich<br />

aufgeriebenen, einstigen Metropole am Kaiserkanal. Allein der Name Yangzhou war in der<br />

damaligen Dichtung schon ein Topos für sich, der vor allem durch die unter dem Titel<br />

„Aufzeichnung <strong>des</strong> Yangzhou-Traums“ (Yangzhou meng ji) bekannte Erzählung <strong>des</strong> Yu Ye 226<br />

(um 867) gefestigt worden war. Darin werden die „wilden Jahre“ <strong>des</strong> Tang-<strong>Dichters</strong> Du Mu<br />

(803-852) beschrieben, die dieser als aussichtsreicher, aber noch nicht arrivierter Schützling<br />

<strong>des</strong> damaligen Präfekten von Yangzhou, Niu Sengru (778-847), großteils in dieser<br />

abwechslungsreichen Stadt mit ihrem überreichen Angebot an Zerstreuungen verbrachte.<br />

225 Egan; Su Shi; S. 337<br />

226 Bai bu cong shu ji cheng 32; vgl. auch Kubin; Tu Mu; S. 11<br />

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