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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Aber wenn auch <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> persönlich immer große Anerkennung und Bewunderung für<br />

Lu Guimeng äußerte, so kann sich die Behauptung, er habe Lu studiert, doch nur auf<br />

mangelhafte Beweise stützen. (...) In Wirklichkeit bedeutet aber die Äußerung <strong>des</strong> Yang<br />

Wanli lediglich, daß er als Gemeinsamkeit von Lu und <strong>Jiang</strong> vor allem ihre Haltung im Leben<br />

rühmt; auf künstlerischer Ebene kommt es immerhin auch zu gemeinsamen Errungenschaften,<br />

gleichwohl kann man nicht sicher behaupten, daß die beiden dort eine Art gemeinsamer<br />

Herkunft besäßen. 460<br />

Die eigentliche Begründung für den Vergleich mit Lu sieht Zhang nur in der Tatsache,<br />

daß beide jeweils in ihrer Zeit „sehr eigensinnige Dichter“ gewesen seien. Doch man frage<br />

sich, ob nicht auch Yang Wanli der Überzeugung gewesen sein müßte, daß jeder nur irgend<br />

etwas bedeutende Dichter über ein ungewöhnliches Maß an Eigensinn verfügen müsse und<br />

warum die Behauptung „An seinen Texten spart er keine (handwerkliche!) Mühe“ als<br />

stilistischer Vergleich mit Lu so wenig Beachtung zu verdienen scheint? Auch in dem oben<br />

übersetzten Gedicht <strong>des</strong> Yang Wanli, in dem dieser seine Begeisterung für Lu Guimeng<br />

ausdrückt, ist unüberhörbar, daß gerade das Verkanntsein der dichterischen Größe Lus diese<br />

für den Lesenden umso kostbarer macht. Endlich im Besitz der Freiheit ein Dichtwerk zu<br />

genießen, ohne mit dem eigenen Urteilsvermögen zuvor erst die mehrfachen Einzäunungen<br />

fremder Maßstäbe überwunden haben zu müssen! Endlich vom ersten bis zum letzten<br />

Augenblick der Lektüre das Gefühl eines reinen Zwiegespräches mit dem Dichter, frei von<br />

den Nebengeräuschen, die das Stimmengewirr allzuvieler Bewunderer, Widersacher und<br />

Epigonen verursacht, unbehelligt von entstellenden Lesarten! <strong>Das</strong>, könnte man meinen, klingt<br />

zwischen den Versen jenes Vierzeilers an - und auch <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> beklagte ja das Elend <strong>des</strong><br />

Umgangs mit den verschiedenen <strong>Dichters</strong>chulen, aus dem sich letztlich doch keine<br />

unbedingten Vorzüge ableiten ließen: Ich entgegnete, daß ich mich zu verschiedenen Zeiten<br />

mit allen <strong>Werk</strong>en beschäftigt hätte, bis mich dieses ständige Für und Wider ganz krank<br />

gemacht habe. 461 Aus diesem experimentellen Dichtergeist läßt sich eine Dreiecksverbindung<br />

Yang Wanli - Lu Guimeng - <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> erklären.<br />

Der hier zur Diskussion stehende Zyklus ist, soweit ich das <strong>Werk</strong> Lus überblicken kann,<br />

das auffallendste Beispiel einer stilistischen Inspiration, die gleichwohl von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in ein<br />

eigenes, klar abgrenzbares Konzept umgewandelt wird. Bemerkenswert ist vorab nochmals<br />

der wahrscheinliche Entstehungszeitraum um 1201, denn zwischen den ersten<br />

Einzelgedichten, die direkt auf Lu bezugnehmen - und noch keine stilistischen Ähnlichkeiten<br />

erkennen lassen - und diesem <strong>Werk</strong> lägen demnach vierzehn Jahre. Die Auseinandersetzung<br />

muß also dauerhaft und prägsam gewesen sein, was wiederum für das kongeniale Gespür <strong>des</strong><br />

460 ebenda; S. 217<br />

461 Drittes Kapitel; S. 140<br />

251

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