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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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charakteristischen Eigenschaften beschrieben, die Übersetzungen folgen dann im Kontext der<br />

einzelnen Unterteilungen.<br />

Die zwischen 1186 und 1189 entstandenen Dichtungen sind zu einem großen Teil noch<br />

von den Sorgen <strong>des</strong> unruhigen Reiselebens in Hunan und Hubei und der Übersiedlung an den<br />

Tai-See geprägt. Etwa in dem man-ci “Suche nach den Zeiten <strong>des</strong> Frühlings” (探春慢; 1186)<br />

ist die Reisemetaphorik ein nicht nur vordergründiges, sondern konstitutives Motiv und einige<br />

Texte wirken tatsächlich wie rein persönliche Bekenntnisse <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> zu seiner<br />

momentanen Befindlichkeit, wobei die dazu gedichteten Vorworte, in denen bestimmte<br />

Personen namentlich genannt werden, der Öffentlichkeit auch gleich die Adressaten, an die<br />

der Text unmittelbar gerichtet ist, bekanntgeben. Bezeichnenderweise sind die ersten<br />

Gedichte, in denen sich ein Übergang zu nachfolgenden Entwicklungen andeutet, der<br />

yongwu-Form zuzurechnen. Eines davon - “Mitleid mit Blütenkleidern” 惜紅衣 - entstand<br />

wohl schon 1187 und fällt u.a. dadurch auf, daß Reisebilder und Erinnerungen an<br />

Zurückliegen<strong>des</strong> als Spiegelungen einer unruhigen Seele durch eine Art träge und<br />

genießerische Hingabe an die Pracht <strong>des</strong> Sommers ersetzt werden. Ein äußerer Wandel in der<br />

persönlichen Befindlichkeit <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> wird auch im Vorwort ersichtlich, da hier der Blick<br />

auf zurückliegende Ereignisse einer anderen Aufmerksamkeit weicht. Erst in der zweiten<br />

Strophe werden mit der Vorahnung <strong>des</strong> Herbstes auch wieder Erinnerungen an eine ferne<br />

Heimat und zurückgebliebene Freunde wach, doch der Kontext ist hier ein anderer, in<br />

welchem das Element der persönlichen Erinnerung allmählich verblaßt.<br />

Die zweite Phase liegt etwa zwischen 1189 und 1197. Auch hier ist, wie später am ersten<br />

Beispiel aus diesem Zeitraum - “Der Zauber der Niannu” 念奴嬌 (1189) - zu sehen sein<br />

wird, der Nachhall eines nie ganz verschmerzten, persönlichen Verlustes stellenweise noch<br />

deutlich zu spüren, aber persönliche Erinnerungen wie diese halten sich nur noch im Schatten<br />

von Gegenwartsmotiven - im oben genannten Beispiel ist es die Bewunderung der<br />

Wasserlilien -, die sehr viel weniger über konkrete Ereignisse im Leben <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> verraten.<br />

Besonders wichtig erscheint mir, daß jener Themenkomplex, den Xia als poetische<br />

Verarbeitung eines Liebesabenteuers mit unglücklichem Ausgang deutet, gerade jetzt<br />

größeres Gewicht erhält. Drei Viertel der sogenannten Hefei-ci - von denen nur einige direkt<br />

auf einen Aufenthalt in der Stadt anspielen, nämlich fünfzehn von etwa zwanzig Gedichten,<br />

werden in diesen Zeitraum datiert. Mit Blick auf einige inhaltliche Aspekte von “Blaß-gelbe<br />

Weiden” 淡黃柳, ergibt sich nochmals die Frage, ob eine Zuspitzung der Interpretation dieser<br />

Texte auf ein rein persönliches, faktisch nicht nachweisbares Motiv nicht eher<br />

Voreingenommenheit als Klarheit erzeugt, und inwiefern die Stadt Hefei nicht eine<br />

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