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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Yang Wanli und seine geistige Nähe zu <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, die sich ja bereits bei der Untersuchung<br />

der beiden Vorworte zur shi-Sammlung andeutete, spricht.<br />

Unter Lu Guimengs Gedichten im Alten Stil in fünfsilbigen Versen befindet sich eine<br />

Gruppe von zwanzig Texten unter dem gemeinsamen Titel „Hochachtungsvoll im Einklang<br />

mit den Taisee-Gedichten <strong>des</strong> Ximei, zwanzig Stück“. 奉和襲美太湖詩二十首 462 Die Texte<br />

unterscheiden sich äußerlich von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Zyklus dadurch, daß sie im Durchschnitt länger<br />

sind, daß die verbale Betonung <strong>des</strong> subjektiven Willens gegenüber den Kräften der Natur<br />

durch wo bzw. wu viel schwächer ausgeprägt ist und daß je<strong>des</strong> Gedicht unter einem eigenen<br />

Titel steht. Diese Titel geben, mit einer einzigen Ausnahme, die landschaftlichen Aspekte -<br />

vorwiegend Berge, heilige Stätten, Buchten, Inseln etc. - im und um den Taisee, also das Ziel<br />

der Bootsreisen, die auch hier den Handlungskern bilden, wieder. Bei einer durchgehenden<br />

Lektüre <strong>des</strong> Zyklus wird klar, daß Lu in seinen Landschaftsbeschreibungen meist sehr viel<br />

ausführlicher und detaillierter auf die einzelnen Orte und vor allem ihre religöse bzw.<br />

literarische Bedeutung eingeht. Sie erscheinen ihm insgesamt vertraut, und somit entfällt ein<br />

entscheiden<strong>des</strong> Spannungsmoment bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, nämlich die Orientierungslosigkeit <strong>des</strong> Ichs<br />

in einer unberrechenbaren Umgebung. Aber es finden sich dafür um so deutlichere<br />

Ähnlichkeiten in der Sprache, in der die natürliche Dynamik auf ein übernatürliches<br />

Geschehen weist, das menschliches Fassungsvermögen übersteigt und auf die somit immer<br />

wieder die überraschenden, die Ordnung subjektiven Vorstellungsvermögens<br />

durcheinanderwerfenden Momente einwirken.<br />

Hier zunächst <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Anfangsgedicht:<br />

GEDICHTE ÜBER DAS REISEN VON EINST 463<br />

(1)<br />

Der Dongtingsee durchmißt achthundert li,<br />

Ein Jadebecken, ganz mit Quecksilber gefüllt!<br />

昔遊詩<br />

洞庭八百里<br />

玉盤盛水銀<br />

462 Sämtliche Originaltexte in: QTS; J. 618, S. 7118-7125. Auf die Gedichte Pi Rixius und ihre Beziehung zu<br />

diesen Texten kann hier nicht eingegangen werden. Einige Beobachtungen zu dieser besonders intensiven und<br />

interessanten Dichterfreundschaft finden sich bei: Nienhauser, Pi Rixiu, wo auf S.88ff. auch ein einzelner<br />

Vergleich eines Textes aus dieser Gruppe mit dem entsprechenden Gedicht <strong>des</strong> Pi gemacht wird.<br />

463 Alle Originaltexte zu den Übersetzungen finden sich in: BSJ; S. 13-19. Die von mir hinzugefügten<br />

Nummerierungen - (1)...(3) etc. - machen außerdem die Übersetzungen von Gedichten <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s von den<br />

Übersetzungen der Gedichte Lus, über denen die individuellen Titel stehen, unterscheidbar.<br />

464 Verse 7-8: Die hier genannten Örtlichkeiten Huangling-Schrein und See <strong>des</strong> roten San<strong>des</strong> bezeichnen<br />

zunächst die sich gegenüberliegenden südöstlichen und nordwestlichen Ufer <strong>des</strong> Dongtingsees (LDJ; 63-64,<br />

6/6). In Gedicht 4, wo die Reise wieder an den Ausgangsort zurückkehrt, wird klar, daß der Schrein ein<br />

Heilgtum <strong>des</strong> mythischen Kaisers Shun, alias Chonghua, war. Zu diesem Mythos der Zivilisation bildet auch der<br />

Endpunkt der Reise - Schilfes Grenze - offensichtlich einen starken Kontrast.<br />

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