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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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in einer ähnlichen äußeren Lage wie <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> befanden. Wenn in einem Text wie dem<br />

obigen das Persönlichkeitsideal <strong>des</strong> Literaten-Beamten von einem Dichter, der sich<br />

höchstwahrscheinlich im Innern dazu bestimmt fühlte, ein solcher zu sein, auf den Kopf<br />

gestellt wird, so könnte das mehr als ein in Verse gebundener Notschrei aus einer<br />

augenblicklichen Bedrängnis sein. Es liest sich womöglich auch als Ausdruck <strong>des</strong> inneren<br />

Konflikts der in Tätige und zur Untätigkeit Verdammte gespaltenen Gelehrtenkaste.<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> kam 1186 mit der Familie Xiao in Huzhou am Taisee an, wo er mit seiner Frau<br />

ein Haus am Ufer <strong>des</strong> Tiao-Flußes bezog. Schon bald nachdem er sich dort eingerichtet hatte,<br />

führte ihn Xiao mit sich in die Hauptstadt, die auf dem direkten Wasserweg über Deqing nur<br />

etwa sechzig Kilometer - schätzungsweise ein bis zwei Tagesreisen - entfernt lag. Dieser Weg<br />

dürfte für <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in den kommenden Jahren zu einer der am häufigsten gefahrenen<br />

Strecken geworden sein, denn er fand schnell Anschluß in den Kreisen der Hauptstadt. Von<br />

den vielen Persönlichkeiten, zu denen er in Beziehung trat, können hier nur die bekanntesten<br />

Namen und einige besonders enge Freunde genannt werden. Die erste, für den Dichter<br />

entscheidende Begegnung, fand mit Yang Wanli (1127-1206) statt, der seine Sympathie<br />

sogleich offen bekundete und ihm damit endgültig den Weg unter die führenden Literaten <strong>des</strong><br />

Zeitalters bereitete. Von 1187 an verkehrte er öfters mit Yang und reiste mit <strong>des</strong>sen<br />

Empfehlung an den Steinsee, einen nordöstlichen Ausläufer <strong>des</strong> großen Taisees, an dem Fan<br />

Chengda (1126-1193) eine komfortable Landvilla besaß, wo er sich, wenn er nicht in der<br />

Hauptstadt oder auf einem Provinzposten diente, aufhielt und häufig Gäste empfing. 66<br />

Mehrmals hatte ihn <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> zu längeren Aufenthalten besucht. Was beide verband, war,<br />

neben der Dichtung, eine Vorliebe für Pflaumenblüten. Fan hatte einen beträchtlichen Teil<br />

<strong>des</strong> Parkgrundstücks, von dem seine Villa umgeben war, ausschließlich für das Ziehen von<br />

Pflaumenbäumen vorgesehen, die bereits im Februar, also um die Zeit <strong>des</strong> chinesischen<br />

Neujahrs und mit Abstand vor anderen Pflanzen zu blühen beginnen und ihren feinen Duft in<br />

der Kälte ausströmen. Fan bewunderte diese Pflanzen nicht nur rein poetisch, er verfaßte auch<br />

den „Pflaumen-Katalog“ (Mei pu), ein Verzeichnis, in dem die wichtigsten Arten der<br />

Winterpflaume (mei) beschrieben werden. <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> dagegen zeigt in seiner Dichtung eine<br />

deutliche Vorliebe für Pflaumenblüten, die durch die Freundschaft mit Fan Chengda noch<br />

bestärkt wurde. Eines der ungewöhnlichsten und berühmtesten Gedichtpaare <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s, die<br />

beiden ci „Dunkler Duft“ 暗香 (An xiang) und „Schüttere Schatten“ 疏影 (Shu ying), entstand<br />

laut Vorwort während eines längeren Aufenthaltes am Steinsee im Winter 1191/92 auf<br />

ausdrücklichen Wunsch <strong>des</strong> Gastgebers.<br />

66 Schmidt; Stone Lake; S. 21<br />

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