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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Assoziationen wird, auf dem sich die Erfahrungen <strong>des</strong> Individuums scheinbar ungelenkt<br />

widerspiegeln. <strong>Das</strong> Gesagte bleibt äußerlich wertfrei, da es seinen Wert nur in sich selber<br />

hält.<br />

Auch die letzten Verse der zweiten Strophe (15 bis 19) entfalten ihre Wirkung ganz in<br />

diesem Sinn. Die Bilder erinnern teilweise - wie auch einige Bilder von Strophe 1 - an<br />

“Mitleid mit Blütenkleidern”. Während allerdings dort, etwa in den hohen Weiden und<br />

fischreichen Wellen, noch zurecht Metaphern für die Heimatsehnsucht und das Vermissen<br />

von Freunden oder Geliebten zu lesen waren, bleibt hier bis zur letzten Zeile offen, ob<br />

derjenige, der vom Strand heimwärts schreitet, selber Sehnsucht nach Verlorengegangenem<br />

verspürt, oder ob er als Zuschauender bloß dem Lauf der Dinge folgt. Liu folgert aus dieser<br />

Bedeutungsoffenheit, in der die Bilderfolge <strong>des</strong> Gedichtes vorüberzieht, für den Text<br />

insgesamt:<br />

We might say that it is mainly a world of imagination and aesthetic sensibility, with some<br />

emotional elements, though attenuated. 585<br />

Er betont aber auch, daß es nicht nur das sinnliche Gefallen an der Beschreibung <strong>des</strong><br />

Dinges ist, wovon diese Dichtung lebt, sondern daß eine reine Betrachtung <strong>des</strong> Dinges, ohne<br />

es zugleich einem logischen Zusammenhang einzuordnen, zum Prinzip <strong>des</strong> dichterischen<br />

Schaffensprozesses geworden ist. 586<br />

Auf diesem Hintergrund ist es naheliegend, abschließend noch den zu Anfang zitierten<br />

Vergleich mit dem französischen Dichter Mallarmé, der als Leitfigur <strong>des</strong> modernen<br />

Symbolismus reklamiert wird, durch die Wiedergabe einer seiner Äußerungen zur Rolle <strong>des</strong><br />

Kontemplativen und Abstrakten in der Dichtung zu kommentieren. Es mag in einem<br />

wissenschaftlichen Text heikel erscheinen, eine Parallele über solche Distanzen nicht nur<br />

anzudeuten, sondern sie auch noch durch ein Zitat belegen zu wollen. Andererseits kann es<br />

nach den bisherigen Untersuchungen, durch die wir <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s reflektierten und äußerst<br />

eigensinnigen Umgang mit der Sprache fast ausschließlich an seinen eigenen Dichtungen<br />

kennengelernt haben, auch nicht schaden, das Bekenntnis eines im zeitlichen und kulturellen<br />

Kontext weit entfernten <strong>Dichters</strong> anzuführen, das sich an dieser Stelle beinah wörtlich wie<br />

eine Erklärung zu “Der Zauber der Niannu” lesen läßt:<br />

Ich glaube dagegen, daß nur allusiv gesprochen werden sollte. Die Kontemplation der<br />

Gegenstände, das Bild das aus den von ihnen ausgelösten Träumereien auffliegt, das ist der<br />

585 ebenda; S. 144<br />

586 Es sei hier daran erinnert, daß bereits im zweiten Kapitel, bei der Interpretation von “Modulation zur Seite”<br />

(S. 135f.), ein solcher Moment, in dem durch die dichterische Versenkung in das Ding - in dem Fall<br />

Päonienzweige - der Akt <strong>des</strong> Schreibens vorgestellt wurde, bemerkt worden war.<br />

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