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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Tiefe lebhaften Ausdrucks und der Leidenschaft. 191 Da ihnen meistens das philosophisch-<br />

weltanschauliche Element - durch das Su Shi die männliche Person in die ci-Dichtung<br />

einführte - abgeht und Li nicht die Geschlechterrollen tauschen mußte, um mit der weiblichen<br />

Stimme zu sprechen, sind ihre Dichtungen „persönlicher“ Ausdruck, ohne daß das mit dem<br />

femininen Charakter eng verbundene ästhetische Empfinden für ci-Lyrik mutwillig verletzt<br />

wird, wie in den gleichwohl genialen Dichtungen Su Shis. <strong>Das</strong> folgende Beispiel aus ihrem<br />

<strong>Werk</strong> - ein Gedicht, das der späteren Phase nach dem Tod ihres Mannes 1129 zugeschrieben<br />

wird - möge verdeutlichen, daß sich in der ci-Dichtung, zeitlich unmittelbar vor <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s<br />

Auftreten, nach wie vor zwei genuine Elemente, die in der shi-Dichtung eher unterdrückt oder<br />

gemieden wurden, verbanden: eine emotional gelenkte Subjektivität und das ambivalente<br />

Verhältnis von lyrischer Stimme und Person <strong>des</strong> Autors.<br />

HERZENSKLAGE (Su zhong xin) 192<br />

Vom Wein beschwert zog sie sich zögernd aus, nachdem die Nacht begann.<br />

Dem mürben Pflaumenzweig steckte sie Blüten an.<br />

Nachdem der Rausch verflog, zerbrach der Frühlingsschlaf an deren Duft -<br />

Im Traum so weit, kommt sie nie mehr zu Hause an.<br />

In stummem Leid sieht sie<br />

Den hellen Vollmond an,<br />

Verhängt vom Perlvorhang.<br />

Und presst die mürben Stempel aus<br />

Und zerrt den letzten Duft heraus<br />

Und hält ihn noch ein Weilchen an.<br />

訴衷心<br />

夜來沈醉卸妝遲<br />

梅萼插殘枝<br />

酒醒熏破春睡<br />

夢斷不成歸<br />

人悄悄<br />

月依依<br />

翠廉垂<br />

更挼殘蕊<br />

更撚餘香<br />

更得些時<br />

Zieht man die beiden letzten Gedichte nun in einen Vergleich sowohl untereinander als<br />

auch gegenüber den zuvor angesprochenen, beträchtlich früher entstandenen Texten, so stellt<br />

sich zunächst heraus, daß 1.) Su Shi und Li Qingzhao gleichermaßen zu dem herkömmlichen<br />

191 Daß die Dichterin allerdings dennoch zu weltanschaulich-philosophischen Auseinandersetzungen neigte und<br />

die Geschicke ihrer Zeit nicht weniger bewußt begleitete, als es von einem männlichen Literaten gefordert<br />

werden konnte, beweisen ihre überlieferten shi-Dichtungen, in denen allerdings „nicht der zarteste Hinweis, daß<br />

der Autor eine Frau ist“ verborgen liegt. (siehe: Ye, Jiaying; Female Voice; S. 145f., Liang, Paitchin; Oeuvres<br />

poétique complètes de Li Qingzhao; Paris 1977)<br />

192 CX; S. 54<br />

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