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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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einhaltet das dritte Kapitel, <strong>des</strong>halb wird an dieser Stelle im Anschluß an eine Übersicht <strong>des</strong><br />

Textinhaltes nur die letzte Strophe in Betracht gezogen.<br />

Biographische Nachforschungen zur Person <strong>des</strong> Freun<strong>des</strong> Wang blieben leider<br />

ergebnislos. Der Titel „Wang Mengyu zum Geleit in seine Heimat Shanyin“ und das Gedicht<br />

selber verraten immerhin soviel, daß Wang aus Shanyin, dem heutigen Shaoxing, stammte 145 ,<br />

wo damals das südliche Ende <strong>des</strong> Kaiserkanals auslief, auf dem man bis an den Huai-Fluß,<br />

also die Nordgrenze <strong>des</strong> Reiches, reisen konnte: - Wang scheint als hoher Offizier bei den<br />

Grenztruppen gedient zu haben und auf einer Heimreise, vielleicht am Tai-See, <strong>des</strong>sen<br />

östliche Ufer der Kanal mehrmals dicht berührt, mit <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> zusammengetroffen zu sein.<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> verwendet nun einmal die räumliche Distanz zwischen der Nordgrenze und dem<br />

südlich der Hauptstadt gelegenen Shanyin, um aus seiner Perspektive die Gegensätze der<br />

Persönlichkeit Wangs aufzubauen. Im Norden versieht er als tapferer Truppenkommandeur<br />

seinen Dienst an der unwirtlichen Grenze, während in der reizvollen Landschaft <strong>des</strong> Südens<br />

seine friedliche und zum geistigen Leben im Müßiggang wie geschaffene Heimat auf ihn<br />

wartet. <strong>Das</strong> Gedicht wendet sich außerdem an den Adressaten, indem es den klimatischen<br />

Gegensatz zwischen Norden und Süden künstlich übertreibt: an der Grenze herrscht finsteres<br />

Schneetreiben, während an den heimatlichen Seegestaden die Blumen nach ihrem Herrn<br />

rufen. Doch <strong>des</strong>sen inneres Wesen ist eher der Kälte verwandt, als daß es dem verlockenden<br />

Ruf der Heimat nachgeben würde. Sein Herz gleicht der „höchsten Leere“ 太空 und er selber<br />

dem „Greis auf dem kalten Flusse“ 146 und er denkt, trotz der freundschaftlichen Appelle (die<br />

ihm mehr schmeicheln, als ihn überstimmen sollen), offenbar nicht daran, seinen Dienst<br />

jemand anders zu übertragen.<br />

Die letzte Strophe hebt diese Spannung auf einmal unvermutet auf und verwandelt sie in<br />

eine andere, in der zugleich das Auseinandergehen der beiden Freunde keine Trennung mehr<br />

bedeutet:<br />

145 LDJ; 59-60, 6/3,4<br />

146 Ein auf Liu Zongyuans (773-819) Gedicht „Der Fischergreis“ zurückgehender Topos, der auch im fünften<br />

Gedicht der „Sechs Strophen im Schnee“ aufgegriffen wird. Näheres auf S. 190.<br />

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