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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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In der zweiten Strophenhälfte lebt die Beschreibung der lebenslustigen Stadt nochmals<br />

auf im Bild der Orte, wo leichte Wolken treiben - gemeint sind die bunten Päonienmärkte von<br />

einst, auf denen sich die Vergnügungslustigen trafen, um dann wieder die jetzige Kehrseite<br />

dieses Zustan<strong>des</strong>, also das Verblühen der Pracht (aus metrischen Gründen wurde in der<br />

Übersetzung der chinesische Ausdruck 宮衣, „Palastkleider“, auf seinen wesentlichen Gehalt<br />

reduziert und umformuliert) zu erfassen: in den Päonien, die bereits Blüten verlieren, werden<br />

die Teilnehmer eines Festes geschaut, die zwar lachend bleiben, zugleich aber ganz sprachlos<br />

sind. Härter könnte der Kontrast zwischen einer nach außen hin noch andauernden, innerlich<br />

aber längst abgelaufenen Freudenzeit kaum formuliert werden!<br />

Der wechselhafte Rhythmus der ersten Strophe konturiert jene inneren Schwankungen,<br />

die in der Betrachtung <strong>des</strong> Gegenstan<strong>des</strong>, in <strong>des</strong>sen dinglicher Gegenwart (Verwelken der<br />

Blüte) sich eine menschliche Vergangenheit (Ausklang einer festlichen Heiterkeit) zeigt, rege<br />

werden.<br />

In Strophe 2, Vers 11, wird zunächst ein Ich artikuliert: Wer erinnert sich an mich... (shui<br />

nian wo...). Doch außerdem fehlt hier weiterhin jeglicher Hinweis auf eine Person, mit der das<br />

Gesagte in Zusammenhang zu bringen wäre und beim Überdenken der Textstelle fällt auf, daß<br />

shui nian wo auch nur eine in der ci-Dichtung sehr häufige Floskel ist, die eher die Intensität<br />

eines Gefühls <strong>des</strong> Verlassenseins verstärkt, als daß sie die Person <strong>des</strong> Sprechenden<br />

hervorhebt. Auf äußere Erscheinungsformen der Päonie deutet hier nichts mehr hin, die<br />

Erinnerung kommt nunmehr auf eine Vergangenheit beim Singtanz (gemeint sind die<br />

zahlreichen Feste, auf denen Unterhaltungskünstlerinnen vorsangen und -tanzten), die<br />

ebensowenig wie alles bisher Erinnerte die Vergangenheit oder Jugend <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s sein muß.<br />

Im Gegenteil, die Eindeutigkeit, mit der letzterer sich wieder der Yangzhou-Topik bedient,<br />

macht keinen Hehl daraus, daß das „Ich“ hier von der Person <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> noch weiter<br />

entfernt ist als in „Yangzhou“. Anstelle <strong>des</strong> Hinweises auf ein persönliches Erlebnis, das in<br />

Verbindung zur Entstehung <strong>des</strong> Gedichts gesetzt wird, tritt hier die Päonie als eine Art<br />

Wahrzeichen <strong>des</strong> Ortes und der mit seiner Geschichte verbundenen Tragik. Schließlich wird<br />

in den letzten vier Versen <strong>des</strong> Gedichtes die zeitliche Ebene der fernen Vergangenheit wieder<br />

verlassen. Am Tag danach meint nicht den unmittelbar folgenden Tag, sondern einen der<br />

Gegenwart sehr viel näheren Zeitpunkt. 240 Unter dem Aspekt, daß die Glanzzeit Yangzhous<br />

unter den Tang einer fernen Vergangenheit angehört, jener „Päonien-Katalog“ <strong>des</strong> Liu Pan<br />

(Anmerkung 239) aber aus der Song-Zeit stammt, dürfte am Tag danach also gleichbedeutend<br />

mit der Gegenwart sein. Die rhythmische Eintönigkeit, mit der die letzten vier Verse auf die<br />

240 ZWDCD:10332.37<br />

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