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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Ernst und Zerstreuung gleichwelcher Gemütslage unklar werden, wird auch die<br />

Gesamtwirkung <strong>des</strong> Textes gezielt ins Vage gelenkt. Diese Vagheit ist nicht das für die<br />

tangzeitliche Dichtung und songzeitliche Malerei typische “Sich-Verflüchtigen im All” 520 ,<br />

das mehr auf ein Transzendieren <strong>des</strong> sinnlich Geschauten und Vermittelten hinweist, sondern<br />

eine wirkliche Bedeutungsoffenheit in einer gleichzeitig “architektonisch”-streng<br />

konstruierten, sprachlichen Form.<br />

a) Landschaften und kleine Dinge<br />

Zunächst sollen jedoch die beiden Motivschwerpunkte anhand solcher Texte eingeführt<br />

werden, die, vom Standpunkt der inhaltlichen Klassifikation aus, als vergleichsweise einfach<br />

gelten können; denn natürlich sind die feinsten Beispiele von <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s Dichtkunst in ihrer<br />

Art nicht allein repräsentativ für das gesamte <strong>Werk</strong>. Schließlich ist es wichtig zu erkennen,<br />

daß jene Neigung zur Ästhetisierung von Form und Inhalt zunächst auch in einem Verhältnis<br />

zum eher konventionellen Umgang mit beidem stand.<br />

1. Der zeitlich-räumliche Kontext in “Liebesgedichten”<br />

Die ersten beiden Beispiele gehören zu jener Textgruppe, die Xia inhaltlich mit einer nur<br />

vermutbaren Liebschaft <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> in der Stadt Hefei, einer Metropole der südlich <strong>des</strong><br />

Grenzflusses Huai gelegenen Landstriche (Huainan), in Verbindung bringt. 521 Die Texte<br />

müssen, ihren Vorworten zufolge, innerhalb kurzer Zeit hintereinander entstanden sein und<br />

spiegeln das Unterwegssein von Hanyang (im Text: Gumian) nach dem südöstlich gelegenen<br />

<strong>Jiang</strong>nan, über die Jahreswende 1186/87. Von Hefei, das nicht direkt auf dieser Flußroute<br />

liegt, sondern viel weiter nördlich davon, ist nicht eindeutig die Rede. Die Liebesmotivik geht<br />

also in das der Reise und der durch sie mitgebrachten Trennung von den beiden Geliebten,<br />

auf die die Texte ausdrücklich verweisen, über und umgekehrt verschmilzt das Motiv der<br />

Reise als Übergang von einem vertrauten Raum (die Heimat Gumian) in fremde Gegenden<br />

mit der Wehmut einer woanders zurückgelassenen Liebschaft. Gleichwohl gilt, wenn wir nur<br />

die Gedichttexte für sich betrachten, zunächst eine klare Einschränkung <strong>des</strong> Inhalts auf das<br />

Ende einer Liebschaft und deren sehnsüchtigen Nachklang.<br />

Dadurch und durch die Art der Darstellung beider Geliebten in Gestalt leicht tanzender<br />

und singender Schwalben und Pirole erhält der Aussagecharakter etwas Verspieltes. Der<br />

Trennungsschmerz wirkte eindeutiger, bewegender, wenn nicht von vornherein eine<br />

520 Debon; Chinesische Dichtung; Stichwort: “Evaneszenz”, S. 57<br />

521 Zur strategisch wichtigen Lage der Stadt in den ständig von feindlichen Überfällen bedrohten Regionen,<br />

deren Bedeutung innerhalb dieses Stoffes an einer der folgenden Interpretationen noch klarer zum Vorschein<br />

kommen wird, siehe: LDJ; 62, 5/3<br />

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