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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Es war zu sehen, daß der Stoff, aus dem dieses Gedicht gemacht ist, aus einem aktuellen,<br />

für alle Anwesenden bekannten und vorstellbaren Repertoire geschöpft ist. Dabei bedient sich<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>, neben dem Ruhm der schon zu Lebzeiten halblegendären Person <strong>des</strong> Gastgebers,<br />

auch der historischen Spuren und Legenden der Landschaft am Steinsee, deren Miniaturform<br />

in Fans Gartenlandschaft eine zierliche Anschaulichkeit gewann. Zierlich und leicht sind auch<br />

die Pointen und Übergänge und dennoch muß der Aufmerksamkeit nicht entgehen, daß auch<br />

Anstöße zu ernsthafterem Nachdenken nicht fehlen.<br />

Diese Anstöße sind nicht zwingend, sondern können neben dem eleganten und für den<br />

Beschenkten Beifall erheischenden Ton, der unmittelbar in den Versen und in der Musik<br />

erklingt, auch überhört werden. Es bleibt dem Zuhörer oder Leser freigestellt, sie in den<br />

offenen Widersprüchen, die an beiden Strophenenden bemerkbar sind, anzunehmen. Wo liegt<br />

der Unterschied zwischen dem „flüchtigen Reichtum“ der Welt und dem prächtigen Aufwand<br />

zum Fünfundsechzigsten eines Elitebeamten in <strong>des</strong>sen luxuriöser Landvilla? Ist die<br />

überraschende Berufung <strong>des</strong> Greises auf einen Präfektenstuhl fern seiner Heimat wirklich<br />

eine reine Freude für diejenigen, die gerade mählich einen Lautenklang ergründen? Ich<br />

meine, diese Zweifel sind nicht nur aus Sicht <strong>des</strong> Außenstehenden berechtigt, sondern sie<br />

gehören zur Intention <strong>des</strong> Gedichtes. Die private Zurückgezogenheit <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> wird hier<br />

einerseits als Zeichen seiner edlen, nicht nach Macht und Reichtum strebenden Gesinnung<br />

gepriesen und durch den Vergleich mit einem der „drei Hohen“ zusätzlich geadelt - zum<br />

Schluß wird aber das voraussichtliche Ende dieser Zurückgezogenheit nicht weniger freudig<br />

mit Beifall bedacht. Was dazwischen übrigbleibt, will auf den ersten Blick wie ein Toast<br />

erscheinen, der die Gegensätze kunstvoll-gefällig, aber auch etwas oberflächlich, überspielt.<br />

Erst der zweite Blick zeigt, daß der Text auch tiefsinnigeren Ansprüchen genüge leisten kann.<br />

Die Grundfrage stellt sich nach dem, was Fan Chengdas innere Gelassenheit ausmacht,<br />

wenn er sich einerseits der Welt, ihren Reichtümern wie ihren zeitraubenden Verpflichtungen,<br />

fast ohne Widerstreben hingibt und andererseits im Privaten eine tiefe Verbundenheit mit den<br />

Weltentsagern, denen, die naiv und ernsthaft an eine höhere Harmonie glauben und sie in sich<br />

zu vollenden streben, geltend macht?<br />

Wir brauchen diese Frage nicht umständlich zu beantworten, wenn es das Gedicht auf<br />

einfache Weise ermöglicht. Die Verse 10 und 11 geben schlicht zu verstehen, daß die<br />

Freiheit, die Fan sich herausnimmt, wenn sich die Gelegenheit bietet und die ihm genügt,<br />

darin besteht, schöne Verse zu erfinden. Die „Gelben Blüten“ 黃花, die Fan auf Dienstreise<br />

unterwegs müßig singend betrachtet, gelten als die edelste Unterart der<br />

Chrysanthemengattung, deren Schönheit er an anderer Stelle wie folgt kennzeichnet:<br />

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