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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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詩之不工.只是不精思耳.不思而作 雖多亦奚為.<br />

Wenn das Gedicht nicht handwerksmäßig ist, liegt das nur daran, daß es nicht tief genug<br />

durchdacht wurde. Etwas niederschreiben, ohne es durchdacht zu haben: wozu nützt das,<br />

wenn auch noch soviel dabei herauskommen mag? 327<br />

Dieser Gedanke, mangelnde Handwerksmäßigkeit nicht durch stures „Einüben“, sondern<br />

durch erneutes Durchdenken der eigenen Methode auszubessern, relativiert deutlich die in<br />

Abschnitt 2 äußerlich klar erscheinenden formalen Proportionen <strong>des</strong> Gedichtes, die der<br />

Dichter einhalten soll und macht ihre Glaubwürdigkeit davon abhängig, ob sie auch im<br />

Gedicht selbständig durchdacht wurden. In Abschnitt 20 wird derselbe Gedanke dann in fast<br />

umgekehrter Richtung wiederholt:<br />

思有窒礙.涵養未至也.當益以學.<br />

Stößt das Durchdenken auf Hindernisse, dann weil es nicht gelungen ist, den ruhigen<br />

Blick fürs Ganze (han yang) zu finden. Dem ist durch vermehrtes Nachahmen<br />

beizukommen. 328<br />

Hier geht wiederum das eigenständige Durchdenken einer Komposition in vermehrtes<br />

Nachahmen über, ohne daß dieses im Widerspruch zur Selbständigkeit <strong>des</strong> Endergebnisses<br />

stünde. Nur über das Nachahmen (xue) scheint es in der beschriebenen Situation überhaupt<br />

möglich, wieder zur Unabhängigkeit <strong>des</strong> Gedankens (yi) zurückzufinden.-<br />

Der Terminus den ruhigen Blick für das Ganze...finden 涵養 klingt in diesem<br />

Zusammenhang an eine Textstelle aus den Briefen Zhu Xis an, wo sich dieser zur<br />

weiterführenden Methode <strong>des</strong> Lernens in einer ähnlichen Situation äußert:<br />

Wenn man mit der Betrachtung nicht mehr (zur Wahrheit) durchdringt, dann (ist es am<br />

besten) locker zu lassen und sich das schlicht Vorhandene angemessen und einfach zu<br />

erklären. Erwägt man es dann mit ruhigem Blick für das Ganze (han yang), so erreicht man,<br />

daß sich das Herz bis auf den Grund leert und aufhellt. Nach einer Weile sollte (die Wahrheit)<br />

dann von selber zum Vorschein kommen. 329<br />

327 BSJ; S. 66 Zuletzt wird hier ein Ausspruch <strong>des</strong> Konfuzius als Quasi-Zitat verwendet: „Wenn einer alle<br />

dreihundert Stücke <strong>des</strong> Liederbuches auswendig hersagen kann, und er versteht es nicht, mit der Regierung<br />

beauftragt, (seinen Posten) auszufüllen oder kann nicht selbständig antworten, wenn er als Gesandter ins<br />

Ausland geschickt wird: wozu ist (einem solchen Menschen) all seine (Gelehrsamkeit nütze)?(yi xi yi wei)“<br />

(Wilhelm; Gespräche; Buch 13, K. 5, S. 132)<br />

328 ebenda; S. 68<br />

329 Zhu, Xi; Zhu Wen Gong ji, Da xu zi rong shu; 58<br />

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