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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Reiseerlebnisse deuten, sondern mit übertreibendem Sprachgestus das unsichere, von<br />

Schicksalsangst durchdrungene Befinden in einer bestimmten Lebenslage in ungezwungene<br />

und expressive dichterische Sprache übertragen 113 . An dieser Stelle möchte ich diese<br />

Einschätzung noch uneingeschränkt stehen lassen, da sie tatsächlich ein Charakteristikum von<br />

<strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s dichterischem Stil zu sein scheint. Anhand einer später folgenden Kritik <strong>des</strong><br />

ganzen Zyklus wird noch zu zeigen sein, daß er sich auch hier eingehend mit literarischen<br />

Vorbildern auseinandersetzt und innerhalb einer ausgeprägten Topik bewegt, sodaß die<br />

Sprunghaftigkeit der Sinnzusammenhänge mehr als ein adäquater Ausdruck für „seelisches<br />

Befinden“ ist. 114<br />

Ausgangssituation der Handlung ist eine Bootsreise über den Yangzi ( in seinem Verlauf<br />

durch Hubei, wie es der Kontext <strong>des</strong> Zyklus bestimmt ). Die Verse 1 bis 4 bilden das Exposé:<br />

das Boot wird zwar zunächst von der Kraft der Strömung getragen, aber die Witterung scheint<br />

sich förmlich dagegenzustemmen. Die Fahrt kommt schließlich am Ufer einer großen<br />

Flußinsel zum Erliegen. (ÆR-I¬w, wörtlich: „Insel auf dem Rücken der ao-Schildkröte“,<br />

meint keinen bestimmten Ort, sondern größere, zerklüftete Inseln im Yangzi, die in der<br />

reißenden Strömung scheinbar nur durch die Kraft <strong>des</strong> mythologischen Wesens festgehalten<br />

werden können 115 )<br />

Von der Strömung <strong>des</strong> Flußes an die Ufer gepreßt und vom Eis eingeschlossen hat sich<br />

die Lage der Bootsleute in den Versen 5 bis 8 aussichtslos verschlechtert. <strong>Das</strong> Gedicht spielt<br />

hier über die Beschreibung von Eis und Schnee, die das Ufer unzugänglich machen, auf eine<br />

ortsfremde Szenerie an: das Boot befindet sich an den scharfen Eiskanten <strong>des</strong> Ufers und<br />

unterhalb <strong>des</strong> natürlichen Schneewalls wie eingeklemmt zwischen Angreifern und den<br />

Verteidigern einer Stadtmauer (derartige, auf Schlachtszenen anspielende, Passagen finden<br />

sich mehrmals im Zyklus).<br />

Die folgenden Verse 9 bis 18 bilden den Mittelteil <strong>des</strong> Gedichtes. Anfangs wird die<br />

Bootsgesellschaft, wenn auch in einer denkbar unbestimmten Form (...ein paar Gefährten),<br />

erstmals erwähnt. Die mutig-trotzige Haltung in der prekären Lage wird durch gelassenes<br />

Ausruhen zunächst bekräftigt, dann aber überrascht sie Neuschnee auf doppelte und<br />

widersprüchliche Weise: zum Einen hat die Witterung die Situation nicht entspannt, sondern<br />

noch gefährlicher gemacht, zum Anderen bezaubert auch die Schönheit der hell leuchtende(n)<br />

Schneehaufen für die ersten Augenblicke nach dem Erwachen. Danach wird das Bedrohliche<br />

ihrer Lage von den Fahrenden offenbar erkannt. Die darauf einsetzende mühevolle, aber<br />

113 Hu, Ming; Nan Song shi ren lun; S. 158<br />

114 Zhang, Hongsheng; <strong>Jiang</strong>hu shi pai yan jiu; S. 67f.<br />

115 ZWDCD: 49292<br />

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