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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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umfassenden Poetik geht es ihm fast aussschließlich um eine Kritik <strong>des</strong>sen, was der Dichter<br />

selber tun kann und muß, um an das heranzukommen, was letztlich doch nicht in seiner<br />

Macht steht: die hohe Kunst der Spontaneität 自然高妙 (zi ran gao miao). Die Kritik<br />

einzelner Personalstile, die ansonsten ein regulärer und oft umfangreicher Bestandteil anderer<br />

Poetiken war und die namentlich Yan Yu rigoros betrieb, bleibt bei <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> <strong>des</strong>wegen so<br />

gut wie ganz aus. Er beschränkt sich lediglich auf die höchsten lyrischen Vorbilder seiner Zeit<br />

und stellt dabei keinen Dichter in seinem Wert in Frage, sondern unterscheidet die ungleich<br />

anzusehende Vorbildhaftigkeit. Eine Kritik an zeitgenössischen Dichtern und an solchen, die<br />

nach den Ahnen der <strong>Jiang</strong>xi-Schule, Huang Tingjian und Su Shi, wirkten, wird nicht geübt.<br />

Somit lenkt <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in seiner Poetik, schon was die eher äußerlichen Merkmale ihrer<br />

Konzeption betrifft, nicht auf einen scheinbar objektiven Vergleich unterschiedlicher Stile<br />

von Einzelpersonen oder Epochen, er stürzt nicht alte Vorbilder, um sie durch andere zu<br />

übertreffen und zu ersetzen, sondern er setzt sich direkt mit dem einzelnen Gedicht<br />

auseinander. In schlüssiger Übereinstimmung mit dem Fundament seiner Theorie - Dichtung<br />

hat ursprünglich keinen Stil - behandelt er es als offene Einheit, die ihre formale und<br />

inhaltliche Bestimmung allein aus dem Wirken <strong>des</strong> <strong>Dichters</strong> erfährt. Die einzelnen<br />

Beobachtungsschwerpunkte und die Art, sie theoretisch zu verknüpfen, faßt Lin stichhaltig<br />

zusammen:<br />

Most of the ‘Discourse’ is devoted to discussions of the defects and methods of poetry. It<br />

touches on the practical matters such as overall structure, parallelism, allusion, exposition of<br />

ideas, narration of events, ornamentation, closure. The comments are always very specific and<br />

to the point. Even when <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> is talking about those qualities which remain somewhat<br />

elusive in traditional criticism, his explanation is always lucid and directly relevant to the<br />

poem itself. 307<br />

Wenn <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> im Ansatz bereits weitestgehend auf eine Klassifikation geschichtlicher<br />

Epochen und zeitgenössischer Strömungen verzichtet, so heißt das keineswegs, daß ihm das<br />

Verhältnis zu diesen gleichgültig wäre. Aber während Yan Yu durch seine Analogie zum<br />

chan-Buddhismus die Beurteilung der Dichtung in der Theorie mit einer im Grunde<br />

spekulativen Geisteshaltung in Verbindung bringt, argumentiert <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> stets vom<br />

empirischen Standpunkt aus. Diese Gegensätzlichkeit der beiden bedeutenden Therorien war<br />

vielleicht ausschlaggebend dafür, daß Fan Xiwen ( ? - 1266) sie in seiner um die Mitte <strong>des</strong><br />

dreizehnten Jahrhunderts entstandenen Poetik „Nächtliche Gespräche zwischen den<br />

Bettstätten“ (Dui chuang ye yu) ergänzend zusammenfügte:<br />

307 Lin; Chiang K’uei’s Treatises; S. 303<br />

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