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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Die Verse 1 und 3 <strong>des</strong> Vorspanns sind Zitate aus <strong>Werk</strong>en bekannter Dichter. Die Worte<br />

Mit andren schleppe ich den Krug 與客攜壺 stammen ursprünglich aus einem Vers <strong>des</strong> Du<br />

Mu, der vollständig übersetzt “Mit andren schleppe ich den Krug den grünen Hang hinauf”<br />

與客攜壺上翠微 lauten könnte. Aber schon der Titel <strong>des</strong> Gedichtes verrät einen sehr<br />

verschiedenen Kontext. “Den neunten Tag (<strong>des</strong> neunten Monats) ersteigen wir die Höhen <strong>des</strong><br />

Qi-Berges” 597 kündigt eine herbstliche Bergwanderung als Inhalt <strong>des</strong> Gedichtes an.<br />

Tatsächlich ist es die Freude an der herbstlichen Klarheit, durch die der “Staub der Welt” vom<br />

Berg aus wie zurückgelassen scheint, die im wesentlichen in der ersten Hälfte <strong>des</strong> Gedichtes<br />

Ausdruck findet.<br />

Vers 3 ist das fast vollständige Zitat von Vers 3 <strong>des</strong> (heutztage) berühmtesten<br />

Frühlingsgedichtes der Tang Lyrik - Meng Haorans (689-740) Vierzeiler im Fünf-Silben-<br />

Metrum “Frühlingsdämmerung” 春曉 - das hier, da der Wortlaut der Übertragung von<br />

Klöpsch den entscheidenden Vers für diese Zwecke zu frei wiedergibt, in einer eigenen<br />

Übersetzung, die das Zitat erkennbar macht, eingeführt wird:<br />

Im Frühlingsschlaf bemerkt ich nicht das Morgenlicht,<br />

Doch überall das Vogelsingen höre ich -<br />

Gewittersturm brach in der Nacht mit Donnern los,<br />

Wieviele Blüten dabei fielen, weiß ich nicht! 598<br />

春眠不覺曉<br />

處處聞啼鳥<br />

夜來風雨聲<br />

花落知多少<br />

In diesem Fall fügen sich die Inhalte von Zitat und zitierendem Text auf den ersten Blick<br />

zusammen. In den anschließenden Versen <strong>des</strong> Vorspanns wird ein Bild entworfen, das den<br />

Gedanken <strong>des</strong> einsamen Zurückbleibens nach dem Gewittersturm mit dem der<br />

Vergänglichkeit <strong>des</strong> Augenblicks verbindet: das Vöglein, das mit sich spricht, scheint nach<br />

dem Sturm alleine zurückgeblieben; indem es an den letzten Resten der Blüten pickt und dann<br />

spurlos entwischt, werden die Erinnerung an den Zustand vor dem Gewitter und <strong>des</strong>sen<br />

plötzliches Verschwinden im selben Augenblick wahrgenommen. Beim nochmals<br />

vollständigen Lesen <strong>des</strong> Vorspanns klingt mit dem Du-Mu-Zitat in Vers 1 jene Freude an der<br />

Geselligkeit an, die den Eindruck erweckt, als gehöre sie zu einem vergangenen Geschehen,<br />

das nur literarisch erfahrbar ist. Dazu trägt wesentlich bei, daß die heitere Herbststimmung im<br />

Vers <strong>des</strong> Du Mu der Frühlingsschwermut, mit der sie sich hier zu vermischen scheint,<br />

emotional entgegengesetzt ist. Diese Gegenwart kann die Ausgangssituation <strong>des</strong> Textsubjekts<br />

597 Der vollständige Originaltext <strong>des</strong> Gedichtes findet sich in: Fan chuan shi ji; S. 209-210<br />

598 Originaltext in: TSS; S. 411<br />

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