29.10.2013 Aufrufe

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DER SCHREIN DER DREI HOHEN 423<br />

Als der Despot aus Yue kam, war weiß das Haupt <strong>des</strong> Einen,<br />

Aus Luoyang wieder heimgekehrt, schrak jener aus den Träumen.<br />

Im Innersten kann ich nur Meister Himmelnach beneiden -<br />

Auf kaltem Fluß im Schilfmäntlein ein Leben lang zu säumen!<br />

三高祠<br />

越國霸來頭已白<br />

洛京歸後夢猶驚<br />

沉思只羨天隨子<br />

簑笠漢江過一生<br />

Die „Drei Hohen“, deren Biographien wir ja bereits grundrißartig kennengelernt haben,<br />

werden hier scheinbar nachdenklich verglichen. Die subjektive Situation ist die eines<br />

Betrachters, der zu der Gedenkstätte gepilgert war und nun daselbst vor den Bildnissen dieser<br />

drei Entrückten steht. Der Schein <strong>des</strong> Entrückseins wirkt umso stärker auf den Betrachter, als<br />

die drei bekanntermaßen in weit voneinander entfernten Zeitaltern lebten und nun an diesem,<br />

die Landschaft von Wu überragenden Ort in der Vorstellung der Nachwelt zusammenfinden.<br />

Zwanzig Jahre zuvor, also 1167, hatte Fan Chengda dem von einem reichen Bürger der Stadt<br />

Wujiang neuerrichteten „Schrein der Drei Hohen“ auf <strong>des</strong>sen Bitten eine schriftliche<br />

Aufzeichnung gewidmet, die über den Ort, seine Geschichte und die der drei historischen<br />

Vorfahren, deren Bildnisse in der Halle <strong>des</strong> Heiligtums anzuschauen waren, zunächst<br />

informierte und sich dann auch kritisch mit der offenbar zeitüblichen Erscheinung einer<br />

„Weltflucht-Mode“ , die bloß in der Nachahmung <strong>des</strong> Äußeren bestand, auseinandersetzt. Fan<br />

lobt in drei Gedichten nochmals die Hochgesonnenheit der drei „Heiligen“ <strong>des</strong> Ortes und<br />

mahnt alle Verehrer und mutmaßlichen Gesinnungsgenossen zur ernsthaften<br />

Auseinandersetzung und Selbstprüfung:<br />

Wer nicht die ersten Sprosse gesehen hat, wie soll der etwas vom Verdienst späterer<br />

Taten verstehen? Man bewundere die <strong>Werk</strong>e der Vorfahren, doch man prüfe nach, wie sich<br />

ihre Gesinnungen änderten - dann hat man schon mehr als die Hälfte durchdacht! 424<br />

Was <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong> in seinem Gedicht gedanklich vollzieht, ist ein Vergleich der<br />

Gesinnungsänderungen, die die Schicksale der drei gemeinsam charakterisieren. Lu Guimeng<br />

war zweifellos derjenige, bei dem der innere und äußere Wandel am frühesten eintrat und<br />

<strong>des</strong>sen persönliche Entscheidung die sichtbarsten Nachwirkungen im dichterischen <strong>Werk</strong><br />

hinterlassen hat. Dementsprechend werden in Vers 1 und 2 die Verbindungen zur Politik und<br />

zum weltlichen Leben - der Despot aus Yue (also König Gou Jian, dem Fan Li diente) und<br />

Luoyang (die Reichshauptstadt zu Zhang Hans Lebzeiten) -, aus denen sich die beiden<br />

423 BSJ; S. 45<br />

424 Siehe Zhou Mi; J. 16, S. 288-290<br />

225

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!