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Das Werk des Dichters Jiang Kui - AsiaRes

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Vorworte) befindet sich also tatsächlich an einem Scheidepunkt zwischen Vergangenheit und<br />

Zukunft, der noch durch den Umstand, daß die Rast auf einen Neujahrstag fällt, beträchtlich<br />

verstärkt wird.<br />

Um so mehr kann es zunächst überraschen, wie wenig in den Gedichten selber von dieser<br />

bedeutungsvollen Situation übrig zu bleiben scheint. Es fällt auf, daß in beiden die Geliebten<br />

mit Schwalbenflug 燕燕 und Pirolgesang 鶯鶯 verglichen werden. Ein lyrisches Vorbild<br />

dieses Vergleichs findet sich bei Su Shi in Form zweier Parallelverse eines Gedichtes <strong>des</strong><br />

Titels: “Als Zhang Ziye bereits fünfundachtzig Jahre zählte, hieß es, daß er sich noch immer<br />

Nebenfrauen kaufe. Nach dieser alten Überlieferung machte ich das Gedicht.” Die<br />

betreffenden Parallelverse lesen sich, entsprechend dem Anlaß und Thema, in einem<br />

ehrerbietig-humorvollen Ton:<br />

Wenn er sich selbst verlacht, kann sich Herr Jinli wohl kaum fassen,<br />

Doch niemand wage Spott sich über greises Haar und Brauen anzumaßen.<br />

Im Alter ist der Dichter von Pirolgesang umgeben,<br />

Beim Heimweg noch bedrängt mit Schwalbenflug sich zu befassen. ... 525<br />

Der Kommentator dieses Gedichtes erinnert daran, daß sowohl Schwalbenflug (yan-yan)<br />

wie Pirolgesang (ying-ying) auch als Namensbezeichnungen für Hauptfiguren der<br />

Prosaliteratur anzutreffen sind. Eine von beiden, nämlich “Pirol” (Yingying), ist der<br />

Kosename eines Fräulein Cui, der unglücklich verführten Geliebten eines ebenso feigen wie<br />

heuchlerischen Jung-Gelehrten, der die unerlaubte Liebe der beiden seinem beruflichen<br />

Ehrgeiz opfert und später aus sicherer Entfernung unter seinen Freunden in der Hauptstadt das<br />

Geschehene verleugnet und die Frau verrät. 526 Trotz der Bekanntheit dieser Geschichte muß<br />

das tragische Schicksal der Yingying in diesem Kontext nicht überbewertet werden (zumal die<br />

moralische Bewertung der Handelnden aus Sicht <strong>Jiang</strong> <strong>Kui</strong>s und seiner Zeitgenossen<br />

vermutlich etwas anders ausgefallen sein dürfte), denn von hier aus liegt es nah, auch bei<br />

Schwalbenflug an eine legandäre Gestalt zu denken. Von dieser heißt es, sie sei als Säugling<br />

nach ihrer Geburt von den Eltern zuerst ausgesetzt worden, bis sie sich endlich doch noch<br />

ihrer annahmen. Später wurde sie die Konkubine eines Lehnsherrn <strong>des</strong> Han-Kaisers Cheng<br />

(reg. 32 - 6 v.Chr.) und bezauberte letzteren durch ihre Schönheit so sehr, daß er regelmäßige<br />

525 Su, Shi; Liu, Shangrong (Hg.); Su Shi shi ji; Beijing 1996; J. 11, S. 522f.<br />

526 Li, Fang; Taiping guang ji; Beijing 1986; J. 488, S. 4012ff. & Hightower; James R.; Yüan Chen and the<br />

“Story of Yingying”; in: Harvard Journal of Asiatic Studies, 33 (1976), S. 90-123<br />

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